Morgen ist es zu spät
Wie man sich fühlt, wenn im Winter der Strom ausfällt nicht nur für ein, zwei Stunden , das wissen die Bewohner des Münsterlandes: Vor sieben Jahren knickten dort nach einem Schneesturm 50 Verteilermasten um. 250 000 Menschen waren ohne Elektrizität. Ohne Heizung. Ohne Licht. Ohne Wasser, und damit auch ohne Toilettenspülung. Tagelang. Marc Elsberg erweitert dieses Szenario auf ganz Europa. Computerhacker schalten länderübergreifend Kraftwerke und Verteilerzentralen aus. Unbequemlichkeiten werden lebensbedrohend, wenn auch Supermärkte, Tankstellen und Apotheken geschlossen bleiben, wenn Krankenhäuser nur noch mit Notdiesel arbeiten können. Was mit Hilfe unter Nachbarn beginnt, schlägt im Roman rasch in brutale Überlebenskonkurrenz um. Elsberg flicht vier Handlungsfäden zu einem atemberaubenden Spannungsstrang zusammen: Die Auswirkungen des Stromausfalls auf die Menschen, die Suche der Experten nach den Ursachen, die Reaktionen der Politiker sowie die Motive und Methoden der Terroristen sind sehr gut recherchiert und realitätsnah geschildert. Beinahe nebenbei lernt man mehr über Stromnetze, Energiepolitik, Computersysteme und die Verletzlichkeit der modernen Gesellschaft als aus vielen schlauen Fachartikeln.
Jürgen Nakott
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