Spannend, anregend – und niemals trivial. Das Buch des US-amerikanischen Krebsforschers, Bestsellerautors und Pulitzerpreisträgers Siddhartha Mukherjee ist eines der ganz wenigen auf diesem Gebiet, das nicht nur allgemein am Thema interessierte Leserinnen und Leser zu fesseln vermag, sondern auch Fachleuten viele Überraschungen und neue Einsichten bietet.
Mukherjee verknüpft geschickt zwei Ebenen miteinander: Die ganz persönliche Geschichte seiner Familie, die seit Generationen an erblichen psychischen Krankheiten leidet, mit der “Biografie” des Gens und der Genetik. Mukherjee beschreibt die Entwicklung von ihren Anfängen in einem Klostergarten der mittelalterlichen Stadt Brünn, wo der Mönch Gregor Mendel Erbsen züchtete, bis zur aktuellen Molekularbiologie mit ihren präzisen Möglichkeiten, das Genom zu verändern. Hinzu kommen Exkurse in die Gedankenwelt von Schriftstellern, Philosophen und Gelehrten des Altertums.
Mukherjee arbeitet wie ein Romanautor. Er erzählt Geschichten von Menschen. Er beschreibt, wie die Protagonisten der Genetik dachten, welche Ideen sie entwickelten und wie sie ihre Ziele verfolgten – Betrug, Missgunst und Ränke eingeschlossen. Wie überall menschelt es auch in der Wissenschaft. Das Buch macht klar, dass in der aktuellen Diskussion über die Möglichkeiten der Genforschung noch immer dieselben Fragen gestellt werden, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Forscher umtrieben.
Siddhartha Mukherjee
DAS GEN
Eine sehr persönliche Geschichte
S. Fischer, 768 S.
€ 26,–ISBN 978–3–100–02271–4
Wissensbuch des Jahres 2017 in der Kategorie Überblick