Eindringlich, gewaltig, geheimnisvoll, von atemberaubender Schönheit, archaisch und monumental. Der brasilianische Fotojournalist Sebastião Salgado hat sechs Jahre lang das brasilianische Amazonasgebiet bereist, Dutzende indigener Völker besucht und bei ihnen gelebt. Er dokumentiert einen Garten Eden mit silbrig glänzenden Flüssen, schäumenden Wasserfällen, majestätischen Bergen und nebelverhangenen Baumriesen. Kräftig-karge Schwarzweiß-Bilder zeigen ein „geheimnisvolles Universum“, schreibt Salgado, „in dem die ungeheure Kraft der Natur wie an keinem anderen Ort der Erde zu spüren ist.“ Dass es sie zu erhalten gilt, erschließt sich dem Betrachter ganz ohne moralischen Zeigefinger, alleine aus der Kraft der Fotografien.
Der vier Kilo schwere Foliant ist ein Hymnus an den Regenwald und seine Bewohner, die ihre Kultur und Lebensgrundlagen zu schützen versuchen. Sie lächeln nicht, wenn sie porträtiert werden oder die Kamera ohne Voyeurismus ihr tägliches Leben oder ihre Nacktheit festhält. Die ausdrucksstarken Gesichter, oft bemalt und mit Kopfputz geschmückt, strahlen Würde und Stolz aus. Bereitwillig haben die Indigenen Salgado Einblicke in ihre Existenz gewährt.
„Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass dieses Buch in 50 Jahren nicht als Bestandsaufnahme einer verlorenen Welt gelten wird“, schreibt Salgado. Amazonia ist mehr als ein Bildband – es ist ein politischer Appell. Barbara Ritzert
Sebastião Salgado
AMAZONIA
Taschen, 528 S., € 100,–
ISBN 978-3-836-58511-8