Die Angst vor Haien hält so manchen ‧davon ab, an einem Strand Australiens schwimmen zu gehen. Und viele graust es beim Anblick einer haarigen Spinne. Auch die Vorstellung, Schlangen, Kraken, Quallen, Wespen, Hyänen, Geiern, Fledermäusen oder Affen zu begegnen, ist oft angstbesetzt. In seinem „Bestiarium menschlicher Ängste“ erklärt Stephan Wunsch, woher solche Ängste kommen. Dabei berichtet er auch über skurrile Methoden, mit denen Wissenschaftler furchteinflößende Tiere erforschten. Zum Beispiel verdrosch Alfred Brehm seine Hyänen, damit sie ihn mochten.
Wunsch erzählt immer wieder Erstaunliches. So trennt sich der Begattungsarm einer Tintenfischart vom Männchen und schwimmt durchs Meer, bis er auf ein Weibchen trifft. Dort bleibt er auch nach der Begattung, weshalb man ihn früher für eine eigene wurmförmige Tierart hielt. Und der giftige Blaubandkrake lässt als letzte Warnung vor einem Biss seine blauen Ringe aufblitzen. „Das ist gewiss ein schöner Anblick, doch leicht könnte es der letzte sein.“
Dieses Buch aus der bibliophilen Naturkunde-Reihe hat wie seine Vorgänger einen Autor, der sich nicht nur bestens auskennt mit seinem Thema, sondern auch begeistert darüber berichtet. Man muss kein Wissenschaftler sein. Stephan Wunsch hat Germanistik und Philosophie studiert und arbeitet als Puppenspieler und Regisseur. Uta Altmann
Stephan Wunsch
Verrufene Tiere
Ein Bestiarium menschlicher Ängste
Matthes und Seitz, 238 S., € 25,–
ISBN 978-3-7518-4000-2