Versuchen Sie doch mal, aus dem Gedächtnis das Markenzeichen von Apple zu zeichnen – genau, den angebissenen Apfel. Aber wo ist er angebissen, rechts oder links? Und was hat er oben? Einen Stiel? Ein Blatt? Oder gar nichts?
Keine Sorge, von 85 Testteilnehmern kriegte nur einer das Apple-Logo richtig hin. Ein fotografisches Gedächtnis ist nicht gerade die Stärke unseres Gehirns.
Überhaupt das Gedächtnis: Bei jedem Aufruf alter Geschichten verfälscht es sie ein wenig. Und wie leicht ist es, Kindern und sogar Erwachsenen falsche Erinnerungen einzupflanzen! Auch das haben psychologische Studien gezeigt.
Und wussten Sie, dass Haftrichter, die über den Freigang von Häftlingen entscheiden müssen, mit hungrigem Magen kaum einen Hafturlaub bewilligen, nach dem Mittagessen jedoch bis zu zwei Drittel der Anträge positiv entscheiden?
Henning Beck hat eine lange Liste von Fehlern und Schwächen unseres Gehirns zusammengetragen: Wir neigen zu Denkschablonen, lassen uns leicht ablenken, gehen aus purer Neugier hohe Risiken ein. Dennoch verteidigt der Neurowissenschaftler unser Denkorgan: Gerade wegen seiner Fehler sei es flexibel und kreativ und jedem Computer überlegen. Nicht Perfektionismus im Sinne von Fehlerlosigkeit gelte es also anzustreben, sondern Fehler zuzulassen und aus ihnen zu lernen.
Henning Becks Pointen sitzen, die Argumente ebenfalls. Und die Auswahl der zitierten Fachliteratur ist brandaktuell und hochkarätig.