Bier fristete lange ein Schattendasein hinter dem noblen Wein. Das hat sich mit der kreativen Craftbier-Szene gründlich geändert. Inzwischen gibt es Biersorten in Preisklassen, die mit einem Riesling oder Cabernet Sauvignon mithalten können. Auch Prämierungen finden statt, wobei die Experten mit ihren sensiblen Zungen das alkoholische Testgetränk sogar herunterschlucken – anders als ihre Kollegen bei Weinproben. Sie schmecken Nuancen heraus, die kaum jemand mit Bier verbindet: Zedernholz, Brombeere, Kiwi, Pfefferminze, Kaffee, Zitrone und vieles mehr.
Einer dieser Kenner ist Urs Willmann, im Hauptberuf Redakteur im Wissen-Ressort der ZEIT. Er hat ein beschwingtes Buch zum Thema geschrieben, das viele überraschende Informationen birgt. Der Leser erfährt, warum das deutsche Reinheitsgebot, auf das die Branche stolz verweist, bei der Unesco als Kulturgut durchgefallen ist und obendrein innovative Braumeister ausbremst. Oder dass es zahlreiche Hefearten gibt, die dem Bier eine spezielle Note verpassen. Überhaupt haben die Brauer sehr viele Wahlmöglichkeiten bei Hopfen und Malz. Da verwundert es nicht, dass Biere inzwischen ein größeres Spektrum aufweisen als Weine: von alkoholfrei bis hochprozentig, von bitter bis fruchtig, von gelb bis schwarz. Willmann gibt seinem Buch mit vielen persönlichen Anekdoten eine besondere Würze. So erzählt er von seinem ersten Schluck Bier, der ihn als 10-jährigen Jungen auf den Geschmack brachte – auch wenn es nur Schaum war. Klaus Jacob
Urs Willmann
BIER
Kampa, 191 S., € 20,–, ISBN 978–3–311–25006–7
E-Book für € 15,99, ISBN 978–3–311–70114–9