Schon vor der Lektüre kann man sich an Stefano Mancusos neuem Buch erfreuen. Der edle Leinenrücken und das moosgrüne Bändchen im Zusammenspiel mit den dekorativen Zeichnungen des Autors machen es zu einem Schmuckstück, das man gern aufblättert. Und sofort ist man gefangen von den bunten Geschichten über Pflanzen, die der Professor für Pflanzenkunde an der Universität Florenz mit Ereignissen der Kultur- und Weltgeschichte verknüpft.
Zum Beispiel aus der Musik: Wo Waldbesitzer bei Windbrüchen ihren Schaden durch das verlorene Holz bilanzieren und Ökologen die verminderte Fähigkeit des Waldes, Kohlendioxid zu speichern, da beklagen Geigenbauer den Mangel an geeigneten Hölzern zum Bau hochwertiger Instrumente – für Mancuso „das wunderbarste, was Menschen aus Holz erschaffen können“. Er belegt das mit der Geschichte von vierzehn Geigen, die Antonio Stradivari vor 300 Jahren aus dem Stamm einer einzigen Rotfichte schuf. Das Geheimnis ihres einzigartigen Klangs ist bis heute nicht ergründet, schreibt Mancuso – und beginnt eine Führung durch die Musikgeschichte mit einer Fülle unterhaltsamer Anekdoten.
Ähnlich fesselnd das Kapitel „Pflanzen des Verbrechens“, in dem man liest, wie Hölzer und Pollen halfen, spektakuläre Kriminalfälle aufzuklären. Oder Mancusos Report über die „Pflanzen der Erkenntnis“ – und was Bananen damit zu tun haben. Um es kurz zu machen: Dieses Büchlein ist ein Geschenk. Jürgen Nakott
Stefano Mancuso
DIE WELT DER PFLANZEN
… und wie sie Geschichte machen
Klett-Cotta, 192 S., € 25,—
ISBN 978-3-608-98076-9