Wenn sich Pracht und Schicksal der 18. Dynastie vor dem Leser entfalten, hat das Buch seine besten Momente. Im letzten Viertel geht das Konzept allerdings vor dem Material in die Knie: Das Karussell der pharaonischen Politik drehte sich ab der 22. Dynastie mit der Kraft einer Zentrifuge. Das ist für den Leser so verwirrend, wie es auch für die Ägypter selbst gewesen sein muss. Wilkinson bremst diesen Wirbel, indem er Meilensteine der Kulturgeschichte einbaut: Während die Könige mit der Macht spielen, erfindet das Volk der Ägypter den Geheimdienst, den Zahnersatz und das Jüngste Gericht. Nebenbei lernt der Leser, Mumifizierungstechniken zu unterscheiden, blickt hinter die Türen von Kinderhorten und begleitet den ersten Streik der Geschichte. Eine angenehme Lektüre: Wilkinson vermittelt seine persönliche Sicht auf die ägyptische Vergangenheit so erholsam und erhellend wie auf einer Nilkreuzfahrt.
Dirk Husemann