„Es gibt keine richtige Art, Archäologie zu betreiben, aber viele falsche.” Der Brite Mortimer Wheeler gehörte selbst zu den skurrilsten Vertretern einer Wissenschaft der schrägen Vögel. Wheeler war Briga degeneral, Star einer Quizshow, Frauenheld – und revolutionierte die Forschung nebenbei mit der Idee, Grabungsflächen in Quadranten zu unterteilen.
Der US-Amerikaner Brian Fagan stellt in seinem Buch Mortimer Wheeler und 70 weitere bedeutende und schillernde Persönlichkeiten des Fachs vor. Viele von ihnen gelten heute als Päpste der Altertumsforschung, zu Lebzeiten aber waren sie Bohemiens, Dichter, Metaphysiker, Flickschuster oder Barbiere. Der eine trat als Kraftakrobat beim Zirkus auf, andere waren Journalisten, politische Aktivisten oder sogar Spione – und machten nebenbei weltbewegende Entdeckungen. Fagan stellt klar: Bevor die Archäologie zum Feld nüchterner Systematiker wurde, war sie ein Tummelplatz von Schwärmern und Romantikern.
Bei der Auswahl der Biografien gelang Fagan ein Coup. Er nahm nur verstorbene Personen ins Buch auf. Die Texte jedoch ließ er von archäologischen Koryphäen der Gegenwart verfassen. So schreibt der Troja-Ausgräber Ernst Pernicka über Wilhelm Dörpfeld, der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Troja, Mykene und Olympia wirkte.
Die Autoren selbst werden ausführlich im hinteren Teil des reich bebilderten Buchs vorgestellt. Viele von ihnen werden wohl noch einen zweiten Band füllen.