Ein zarter Schmetterling warʼs. Die offenkundige Verschiedenheit zwischen Mensch und Falter und andererseits die Gemeinsamkeiten zwischen ihnen, zum Beispiel in der Wahrnehmung der Umwelt und in der Reaktion auf Veränderungen, brachten den britischen Biologen und Medizinnobelpreisträger Paul Nurse auf die Idee, sich zu fragen: „Was eigentlich ist Leben?“
Zu seinem Erstaunen musste er feststellen: Es gibt bis heute für das Phänomen Leben keine Standarddefinition. Die Antworten in seinem Buch sind deshalb seine ganz persönlichen Antworten. Und der Zitronenfalter begleitet ihn als Beispiel durch „die fünf zentralen Ideen der Biologie“.
Nurse beginnt bei der Zelle und steigt über die Gene und die Evolution auf zu höheren Ebenen der Komplexität: zunächst zum Verständnis des Lebens als Chemie und schließlich als Information. Bei Mensch und Zitronenfalter ist dies das Ergebnis der Zusammenarbeit von Milliarden Zellen des Nervensystems und der Sinnesorgane.
Dabei gerät Nurse nie ins Dozieren. Er erzählt von Abenteuern im Labor, von schmerzhaften Enttäuschungen, aber auch von „unvergesslichen Momenten neuer Erkenntnisse“. So wie dieser: Auf der Erde basiert zwar alles Leben auf Kohlenstoff, aber chemisch ist das nicht die einzige Möglichkeit. Diese Einsicht könnte helfen, sollte man eines Tages irgendwo im Universums auf ganz andere Lebensformen treffen, etwa auf „Wesen“ auf der Basis von Silizium. Denn von einem ist Nurse überzeugt: Wir sind nicht allein im All. Jürgen Nakott
Paul Nurse
WAS IST LEBEN?
Aufbau, 184 S., € 20,–
ISBN 978-3-351-03888-5