Wir können die Welt nicht vollständig verstehen, denn es gibt immer wieder höchst unwahrscheinliche Ereignisse – „schwarze Schwäne” nennt sie Nassim Taleb. Der vielseitige amerikanische Professor (Finanzmathematiker, Statistiker, philosophischer Essayist) mit libanesischen Wurzeln bringt als Beispiel die weltweite Finanzkrise 2008: Das fragile globale Wirtschaftssystem brach unter der Belastung zusammen. Taleb hatte diesen Crash jahrelang vorhergesagt.
Er rät, jedes System „antifragil” zu gestalten – egal, ob es sich um die Börse, das Gesundheitssystem oder die Lebensweise des Einzelnen handelt. Was er damit meint, ist eine Art „elastische Reaktion” unter Stress. Während das Fragile Schaden nimmt und das Robuste bloß standhält, wird das Antifragile durch den Druck sogar stabiler. Ein natürliches Beispiel für ein erfolgreiches antifragiles System ist die Evolution.
Freiberufler hält Taleb prinzipiell für antifragiler als Angestellte. Das erklärt er anhand von Zwillingen – der eine Büroarbeiter in London, der andere Taxifahrer. Gibt es in dem Büro zu wenig Arbeit, wird der Angestellte gefeuert und sein Einkommen sinkt plötzlich auf Null. Hat der Taxifahrer dagegen zu wenige Fahrgäste, kann er eine neue Route wählen oder zu anderen Zeiten fahren.
„Antifragilität” ist eines der originellsten Bücher der letzten Zeit – ein philosophisches Sachbuch, gewürzt mit Autobiografischem und Anekdoten.
Franziska Konitzer