Zwei Beine, zwei Arme, an jeder Hand vier Finger und ein Daumen, Augen, Magen, Leber – unser Körper sollte uns vertraut sein, schließlich leben wir mit ihm. Gibt es da wirklich etwas Neues zu berichten, sodass es sich lohnt, ein ganzes Buch darüber zu schreiben?
Allerdings, ist der britische Naturwissenschaftler und Wissenschaftsautor Hugh Aldersey-Williams überzeugt. Dabei geht es ihm nicht nur um den Körper und seine Bestandteile, die er sich vom Kopf bis zur Haut nacheinander vornimmt. Vielmehr bettet er die anatomi – schen Fakten und wissenschaftlichen Erkenntnisse in den jeweiligen Kontext von Kultur und Zeitgeist ein. Ausgangspunkt ist Rembrandts 1632 fertiggestelltes Gemälde „Die Anatomie des Dr. Tulp”, das die Mitglieder der Amsterdamer Chirurgengilde beim Sezieren eines Gehängten zeigt.
Eingestreut ins Buch findet der Leser viele Shakespeare-Zitate, er wird Zeuge des körperlichen Vermessungsfimmels von Darwins Cousin Francis Galton sowie einer Sezierstunde mit Kunststudenten, die an den Leichen der Oxforder medizinischen Fakultät das anatomische Zeichnen lernen sollen. Und er erfährt, wie das berühmte Anatomie-Lehrbuch „Gray’s Atlas der Anatomie” 1858 entstand. Eine beschwingt vergnügliche und lehrreiche Lektüre.
Franziska Konitzer