Wer würde nicht gern wissen, was die Zukunft bringt? Prognosen sind jedoch alles andere als sicher. Andernfalls wäre es leicht, Fußballwetten zu gewinnen, die Entwicklung der Aktienkurse vorherzusehen oder den Klimawandel zu bremsen.
Welche Stolpersteine auf dem Weg zu guten Vorhersagen liegen und wie wir ihnen ausweichen können, ist das zentrale Anliegen von Kit Yates. Der Dozent für Mathematik an der Universität von Bath tut dies mit großer Begeisterung und kommt ganz ohne Gleichungen aus. Keins der Konzepte, die er präsentiert, bleibt ohne anschauliche, gut recherchierte und oft humorige Beispiele. Obwohl einige Passagen sehr ausführlich geraten, entwickelt die Lektüre oft Pageturner-Qualitäten.
Zufall und nicht-lineares Verhalten sind für Yates die grundlegenden Ursachen für Fehlerquellen beim Blick in die Zukunft: Wir sehen kausale Zusammenhänge und Muster, wo es keine gibt und wir schätzen reflexhaft exponentielle Entwicklungen als linear ein. Die Erkenntnisse der Spieltheorie und der Chaostheorie liegen dem Autor besonders am Herzen.
Ein Teil der Zukunft wird immer hinter dem Zeithorizont verborgen bleiben. Der Einfluss von Zufall und Wissenslücken spielt bei komplexen Fragen eine entscheidende Rolle. Die Szenarien, die sich auch aus unvollständigen Daten ableiten lassen, bieten immerhin die Chance, sich auf künftige Vorkommnisse einzustellen, etwa bei Wetterextremen oder der Erdbebenvorsorge. Ulrich Schendzielorz
Kit Yates
Wie man vorhersieht, womit keiner rechnet
Richtige Prognosen treffen und unnütze vermeiden
Piper, 432 S., € 24,-
ISBN 978-3-492-07251-9