Die Zahl der Einführungsbücher in die Himmelskunde ist astronomisch hoch. Die meisten sind nach demselben Muster gestrickt: Sonne, Planeten, Sterne, Galaxien, Kosmologie. Schon beim Aufbau fällt „Als das Licht laufen lernte” aus dem Rahmen. Denn da geht es erst einmal um das „Licht und sein Doppelleben” als Teilchen und Welle – und zwar in einer Tiefe und Ausführlichkeit, wie man sie in populärwissenschaftlichen Darstellungen ganz selten findet. Was diesen ersten großen Abschnitt charakterisiert, zieht sich durch das ganze Buch: Mit erstaunlicher Akribie erklärt Daniela Leitner auf nicht weniger als 800 Seiten physikalische Zusammenhänge bis ins letzte Detail, ohne zu langweilen. Und das ist die eigentliche Kunst.
Apropos Kunst: Das Buch entstand als Diplomarbeit im Fach Kommunikation an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. Die Seitenfarben changieren von Blau bis Rosa, das Layout und die Grafiken sind außergewöhnlich und die Fotos – entstanden ausnahmslos in der Wohnung der Autorin – an Originalität nicht zu übertreffen: Da werden die Gesetze der Quantenmechanik mit zwei Orangen in Glasschalen illustriert, die Geburt des Planetensystems aus einer Gaswolke mit Wattebäuschen veranschaulicht und die Wirkung der kosmischen Inflation, die den Raum vollständig geglättet hat, durch die Aufnahme eines Bügelbretts in Szene gesetzt.
Es geht um alle Aspekte moderner Astrophysik: Der Bogen spannt sich von der Energieerzeugung in der Sonne und der Evolution chemischer Elemente über das Aufleuchten der ersten Sterne bis zum Urknall und den unterschiedlichen kosmischen Epochen wie der Ära der Atome oder dem Ausflocken der Elementarkräfte.
Dabei bietet das Buch Unterhaltung und Wissen auf hohem Niveau. Es lässt den Leser staunen angesichts der Tatsache, dass sich Daniela Leitner – die keine studierte Astronomin ist – das gesamte Wissen autodidaktisch angeeignet hat und es fehlerlos wiederzugeben versteht. Zu kritisieren gibt es allenfalls, dass die Planeten nur unter himmelsmechanischen Aspekten abgefeiert werden und die Sprache der Autorin gelegentlich ein wenig blumig geraten ist. Ansonsten ist die „kleine Geschichte des Universums” ein großer Wurf.
Helmut Hornung