Unterhaltsam räumt der Biologe Sebastian Lotzkat mit gängigen Vorurteilen über Schlangen auf: über ihre Aggressivität (“die meisten haben so viel Angst, dass sie eher scheißen als beißen”), ihre Schnelligkeit (“höchstens, wenn sie vor unseren Füßen fliehen”), ihre Giftigkeit (“keine einheimische Schlange kann einen gesunden Menschen ernsthaft schädigen”).
Wenn er den Bogen schlägt von der Darstellung der Schlangen in Mythologie (Gorgonen), Religion (biblischer Sündenfall) und Film (Todesottern) bis zur heimischen Natur, tut er das in einer für die deutsche Wissenschaft untypischen Sprache, manchmal schnoddrig bis zur Albernheit. Da werden Schlangen zu “wechselwarmen Wirbelwürmern” und er selbst zum “besserwisserischen Korinthenkacker”.
In diesem Stil plaudert Lotzkat über die paradoxe Symbolik der Wesen, die gleichzeitig für Klugheit und Falschheit stehen, für Fruchtbarkeit und Tod, für Schönheit und Abscheulichkeit. Er nimmt den Leser mit in Wald und Weinberge und zeigt die Schlange aus Menschensicht – aber auch den Menschen aus Schlangensicht. Wer hat wohl mehr Grund, sich zu fürchten?
Sicher: Der “schlangophile” Forscher kann nicht alle Ängste mit seinem Witz und rationalen Argumenten beseitigen. Man wünscht ihm dennoch viele Neugierige, die sein Buch in die Hand nehmen – und sei es mit leichter Gänsehaut.