Ein Fahrzeug mit zwei Rädern in einer Spur zu konzipieren, diese geniale Idee des Freiherrn ist technikgeschichtlich gar nicht hoch genug zu bewerten. Allerdings: Geld verdiente Drais mit dieser Innovation nicht. Zwar erhielt er von den badischen Behörden ein so genanntes Privileg, das außerhalb Badens jedoch wertlos war. Drais verkaufte nur wenige lizensierte Exemplare seiner Laufmaschine, fast alle gingen an Adelshäuser. Das Technomuseum zeigt nun unter anderem den Nachbau eines von Drais lizensierten Exemplars der 2. Generation aus den 1820er Jahren in den badischen Farben.
Das Chukudu-Fahrrad, wie es in Afrika benutzt wird, wiederum ist das jüngste Exponat in der neuen Ausstellungsstation: Mit diesem Fahrzeug lassen sich Lasten wie zum Beispiel Säcke mit Rohkaffee, Feuerholz und Bananenstauden Energie sparend zu den Märkten in tiefer gelegenen Regionen transportieren. Für die Laufflächen der Räder kommen zugeschnittene Altreifen zum Einsatz, Kugellager und Achsen stammen aus verschrotteten Autos. Der Bau der Fahrzeuge ist Spezialistenarbeit, der Ankauf für einen „Chukudeur“ durchaus kostspielig. Allerdings: Dieser kann mit dem Fahrzeug 10 bis 15 Dollar pro Tag verdienen – genug, um die ganze Familie zu ernähren.
„Wir möchten mit diesem Exponat unterstreichen, dass Drais‘ Erbe in bestimmten Regionen der Welt hochaktuell ist: Wo Autos und Benzin unerschwinglich sind, sorgen simple Gefährte für Mobilität und ökonomische Perspektiven“, betont Technoseum-Direktor Prof. Dr. Hartwig Lüdtke. Und wer sich zum Thema Automobilität noch umfassender informieren möchte, der kann im Museum ein paar Stockwerke tiefer den Benz-Patentmotorwagen sowie zahlreiche Autos und Motorräder bewundern: Auch Carl Benz verfolgte schließlich eine Vision des pferdelosen Wagens und verwendete hierfür Komponenten aus dem Fahrradbau.
Über das TECHNOSEUM
Das Musem in Mannheim gehört neben dem Deutschen Museum in München und dem Deutschen Technikmuseum in Berlin zu den größten Technikmuseen in Deutschland. Die Entwicklungen in Naturwissenschaften und Technik vom 18. Jahrhundert bis heute sowie der soziale und wirtschaftliche Wandel, den die Industrialisierung in Deutschland ausgelöst hat, sind die Themen der Dauerausstellung. Maschinen werden nicht einfach gezeigt, sondern in Ensembles inszeniert, Vorführtechniker erklären Arbeitsabläufe und beantworten Fragen der Besucher. Selbst aktiv werden darf man in der Experimentier-Ausstellung „Elementa“, die an mehreren Orten auf dem Rundgang durch das Museum zum Tüfteln einlädt: Technische Erfindungen lassen sich hier durch eigenes Ausprobieren nacherleben.
Weitere Informationen gibt es unter www.technoseum.de .
Foto: Fahrrad Copyright: Technoseum (Die Restauratoren Klaus Barth und Ingeborg Osen setzen das Kinderdreirad in die Vitrine)