Eine Allianz ersetzt den Flickenteppich
Wasser – in unserem Landstrich ein Problem? Als knappes Gut ja wohl nicht. Wo immer wir uns aufhalten, Wasser kommt stets sauber aus den Zapfhähnen – und obendrein so viel wie wir wollen. Wer sich allerdings etwas weniger vordergründig mit der Materie beschäftigt, registriert vielfältige Herausforderungen. Starkregen werden bei uns häufi ger – und damit Sturzfl uten und Überschwemmungen. Gleichzeitig registrieren Wasserforscher höhere Jahresmittelwerte bei den Temperaturen, etwa im Mittelmeerraum, und eine europaweite Umverteilung der Niederschläge. Einwohnerstarke Gebiete haben ein weiteres Problem: In ihrem Abwasser tummeln sich Bakterienstämme, die antibiotikaresistent sind und eine Gefahr für das Trinkwasser darstellen. Global betrachtet, haben die Probleme rund ums Wasser noch eine weit bedrohlichere Dimension erreicht. Der Wasserverbrauch hat sich im vergangenen halben Jahrhundert verfünffacht. Die wachsende Weltbevölkerung und der steigende Lebensstandard werden diese Entwicklung weiter dramatisieren. „Die Kriege des 21. Jahrhunderts werden Kriege um das Wasser sein”, sagen manche voraus.
Rund 450 Abteilungen der Wasserforschung in ungefähr 150 Forschungseinrichtungen sollen es allein in Deutschland sein, die sich mit den Problemen rund ums Wasser beschäftigen. Gut so – und doch nicht gut genug. Denn die Wasserforschung hierzulande gleicht eher einem Flickenteppich von antiquierter Kleinstaaterei als einer modernen und schlagkräftigen Allianz. „Die einheitliche Wasserforschung gibt es gar nicht”, sagt Axel Bronstert, Professor für Hydrologie und Klimatologie, im Interview, das Sie in dieser bild der wissenschaft-Sonderausgabe „WasserWissen” ab Seite 30 nachlesen können.
Das Potenzial, das in der Wasserforschung Deutschlands steckt, ist bislang international wenig sichtbar. Dies zu ändern, ist eines der Vorhaben der neuen „Water Science Alliance”, die 2009 von der Helmholtz-Gemeinschaft – der größten Wissenschaftsorganisation Deutschlands – ins Leben gerufen wurde. Erklärtes Ziel dieser Initiative ist es, die Institutionen der deutschen Wasserforschung themenbezogen zusammenzubringen. Der eingeschlagene Weg ist überfällig, die dabei zu behandelnden Themen sind brisant.
Ich würde mich freuen, wenn Ihnen diese bdw-Sonderausgabe ähnlich viele überraschende Einblicke in unser wichtigstes Lebenselixier vermittelt wie mir.
Ihr Wolfgang Hess, Chefredakteur