Clevere Tricks und Erfindergeist
Es gibt Themen, die die breite Öffentlichkeit wenig faszinieren. Werkstoffforscher haben mit einem solchen Aufmerksamkeitsdefizit ihre Probleme. Manche unter ihnen geben das unumwunden zu. Beleg für das Manko ist schon der Blick auf die Themen der Wissenschaftsjahre, die in Deutschland seit 2000 veranstaltet werden. Da gab es ein Jahr der Physik, der Technik, der Geowissenschaften, ein Jahr der digitalen Gesellschaft und sogar der Chemie. Doch das Jahr der Werkstoffforschung sucht man vergebens.
Dabei ist die Werkstoffforschung gerade für ein so industrialisiertes und gleichzeitig rohstoffarmes Land wie Deutschland essenziell. Denn technische Innovationen und damit neue Produkte lassen sich häufig nur dann entwickeln, wenn neue oder zumindest optimierte Werkstoffe zur Anwendung kommen. Wie spannend die Suche danach ist, wie trick- und erfindungsreich sich dabei Wissenschaftler ans Werk machen, offenbart Ihnen diese Sonderausgabe von bild der wissenschaft.
Ganz gleich, ob es sich um für den Körper besser verträgliche Implantate handelt, um Computerchips, die sich selbst konstruieren, oder um aufprallhemmende Helme, die Seeigel-Stacheln nachempfunden sind, – die Baden-Württemberg Stiftung unterstützt eine Vielzahl erfolgversprechender Forschungsansätze, die das Grundlagenstadium schon verlassen haben und auf dem Weg in Industrieanwendungen sind.
Die hier vorgestellten Entwicklungen haben bereits zu einer Reihe von Patentanmeldungen geführt. Erteilte Patente gehören dann der Stiftung. Lizenzen dafür sollen vor allem an die Industrie im Südweststaat vergeben werden.
Das Stiftungsvermögen in Höhe aktuell 2,4 Milliarden Euro stammt übrigens aus dem Verkauf der Anteile am Energieversorger EnBW im Jahr 2000. Mit diesem Modul einer cleveren Forschungs- und Industriepolitik will Baden-Württemberg punkten: Auf dass dort der Wohlstand weiter wächst.
Wolfgang Hess
Chefredakteur