Millionen Deutsche dopen sich fit für den Job,
titelte vor Kurzem die Tageszeitung „Die Welt”. Basis dieser Schlagzeile auf Seite 1 war der jüngst erschienene Gesundheitsreport der „DAK-Gesundheit”. Nach einer Studie dieser Krankenkasse schlucken gegenwärtig fast drei Millionen Menschen in Deutschland ohne medizinischen Grund verschreibungspflichtige Medikamente, um am Arbeitsplatz leistungsfähiger zu sein.
Wundert uns das? Kaum! Schon immer haben Menschen zu Stimulanzien gegriffen, um sich Freude zu verschaffen, um sich abzulenken, um sich leistungsfähiger zu machen. Hirndoping ist keine Erfindung unserer Zeit. Allerdings gab es nie zuvor so viele Wissenschaftler, die sich aus ganz unterschiedlichen Perspektiven mit der Frage auseinandersetzen, wie man die natürliche Leistung des menschlichen Gehirns verbessern könnte. Die Protagonisten des Neuroenhancement – wie es in der Fachsprache heißt – versprechen, uns klüger und effizienter zu machen: durch Gehirnjogging, Medikamente, Magnetfelder, Implantate …
Ansätze, die Gehirnleistung zu verbessern, passen in unsere Zeit, in der das Besser, Weiter, Fitter viele Anhänger hat. Deshalb bin ich mir sicher, dass es in Deutschland immer mehr Menschen geben wird, die ihre Hirnleistung mit modernen Methoden aufbessern wollen. China und die USA scheinen mir ebenfalls ein guter Nährboden für Hirntuning zu sein.
Allerdings werden auch viele kritische Stimmen laut, die vor Hirndoping warnen. Schon allein, weil dadurch die Gesundheit des Einzelnen leiden könnte, aber natürlich auch, weil wir uns fragen müssen, ob wir wirklich eine Gesellschaft wollen, in der stets nur der Beste zählt.
Die Brisanz, die im Hirndoping steckt, hat die Redaktion von bild der wissenschaft veranlasst, ein Themenheft „Power fürs Hirn” zu gestalten. Wie facettenreich das Thema ist, dokumentieren die 22 Einzelbeiträge. Das sind deutlich mehr große Artikel, als Sie in den bdw-Monatsausgaben finden. Fest steht: Wer die vorliegende Ausgabe gelesen hat, kann beim Neuroenhancement profund mitreden.
Dass wir gerade jetzt ein Themenheft zu dieser aktuellen Problematik vorlegen, verdanken wir der Biologin und Wissenschaftsjournalistin Dr. Wiebke Rögener. Die Münsteranerin veröffentlichte im vergangenen Jahr ein Buch über das „Hyperhirn”, das die Grundlage für dieses bdw-Themenheft bildet. Im Team mit dem langjährigen bdw-Autoren und Chemiker Dr. Frank Frick gelang ein einzigartiger Einblick in das, was menschliche Gehirne können, was sie können sollen und warum sie manches nicht können sollten.
Die originellen Illustrationen von Matthias Schwoerer werden es Ihnen leichter machen, sich mit dem anspruchsvollen Thema zu beschäftigen. Auch er begleitet bild der wissenschaft schon seit Jahren.
Ich wünsche Ihnen Inspiration bei der Lektüre dieses brandaktuellen bild der wissenschaft-Themenheftes.
Wolfgang Hess
Chefredakteur
Hier können Sie das Themenheft bestellen.