Der sogenannte PSA-Test kann Prostatakrebs einerseits sehr früh erkennen – andererseits aber auch zu unnötigen Eingriffen führen. Der Nutzen dieses Screenings ist daher schon länger umstritten. Wissenschaftler haben sich auf Basis aktueller Forschungsergebnisse nun erneut mit dem Für und Wider beschäftigt. Sie kommen zu dem Schluss, dass ein routinemäßiger Einsatz des PSA-Tests eher nicht zu empfehlen ist.
Prostatakrebs ist eine der häufigsten Krebserkrankungen älterer Männer und die dritthäufigste Ursache für krebsbedingte Todesfälle. In Deutschland bezahlt die Krankenkasse Männern ab 45 Jahren daher eine jährliche Vorsorgeuntersuchung. Diese beruht allerdings auf Abtasten und kann nur fortgeschrittene Tumore erkennen. Weitaus früher zeigt dagegen der sogenannte PSA-Test die Präsenz von Krebszellen an: Er detektiert ein spezifisches Antigen und wird in vielen Ländern als Screening-Methode eingesetzt. Der Nutzen dieses Tests ist allerdings umstritten – unter anderem, weil er auch bei sehr frühen und wenig aggressiven Formen von Prostatakrebs anschlägt. Diese Erkrankungen müssten in vielen Fällen wahrscheinlich niemals behandelt werden. Eine Diagnose sorgt somit für unnötige Beunruhigung bei den Betroffenen und kann sogar überflüssige Eingriffe nach sich ziehen.
Aufklärung wichtig
Ein Expertenteam um Kari Tikkinen von der Universität Helsinki hat sich der Frage, PSA-Test ja oder nein, nun erneut gewidmet. Dafür werteten die Wissenschaftler die Ergebnisse einer aktuellen Meta-Analyse klinischer Studien mit insgesamt 700.000 Probanden aus. Es zeigte sich: Das Screening erhöht zwar die Zahl der Männer, bei denen Prostatakrebs festgestellt wird. Die Zahl der krebsbedingten Todesfälle kann es aber, wenn überhaupt, nur minimal verringern. Angesichts der mit dem Test verbundenen Nachteile kommen die Forscher daher zu dem Schluss, dass sein routinemäßiger Einsatz eher nicht zu empfehlen ist. Sie sprechen eine “schwache” Empfehlung gegen den PSA-Test aus – schwach deshalb, weil es einen kleinen, aber unsicheren Nutzen durch das Screening geben könnte.
Wie also verhalten sich Ärzte nun am besten? “Mediziner sollten sich nicht verpflichtet fühlen, die Möglichkeit eines PSA-Tests gegenüber jedem ihrer Patienten zur Sprache zu bringen”, schreiben Tikkinen und seine Kollegen. Allerdings könnten gerade Männer, die zum Beispiel aufgrund einer entsprechenden familiären Vorgeschichte ein erhöhtes Risiko für die Erkrankung haben, den Test als sinnvolle Option ansehen und ihren Arzt darauf ansprechen. Diese Patienten sollten dem Team zufolge ausführlich über die Vor- und Nachteile des Screenings aufgeklärt werden – um dann gemeinsam mit dem Mediziner zu der für sie persönlich richtigen Entscheidung gelangen zu können.
Quelle: Kari Tikkinen (Universität Helsinki) et al., BMJ, doi: 10.1136/bmj.k3581