Kummer kann Menschen das Herz brechen, heißt es. Dabei handelt es sich nicht nur um eine metaphorische Beschreibung: Herzen können durch emotionalen Stress tatsächlich Schaden nehmen. Mediziner bezeichnen dieses Phänomen als Gebrochenes-Herz-Syndrom oder als Stress-Kardiomyopathie. Eine Studie hat auch bereits Hinweise auf die Verknüpfungen geliefert, die es zwischen den emotionalen Zentren, der Steuerung von unbewussten Körperfunktionen im Gehirn und den lebensgefährlichen Veränderungen am Herzen gibt.
Schon bei den alten Ägyptern galt das Herz als Sitz der Gefühle und auch heute spiegelt sich diese Vorstellung noch in einigen Bezeichnungen und Redewendungen wider: Herzen schmerzen oder sind schwer und an einem gebrochenen Herzen kann man sogar sterben, heißt es. Diese Ausdrücke gehen auch aus der Beobachtung hervor, dass es eine Verknüpfung zwischen Emotionen und realen Effekten auf dieses Organ geben kann. In diesem Zusammenhang wurde erstmals 1990 der Begriff Gebrochenes-Herz-Syndrom (GHS) beziehungsweise Stress-Kardiomyopathie geprägt.
Das Phänomen ist durch eine plötzliche Schwächung der Herzmuskulatur gekennzeichnet, die dazu führt, dass sich der linke Ventrikel des Herzens an der Unterseite aufbläht, während der Hals schmal bleibt. Dadurch entsteht eine Form, die einer japanischen Tintenfischfalle (Tako-Tsubo) ähnelt – daher kommt die dritte gängige Bezeichnung des Zustands: Tako-Tsubo-Syndrom. Diese Veränderung des Herzens ist lebensgefährlich: Patienten entwickeln Brustschmerzen und Atemnot und ein Herzinfarkt droht. Frauen sind überdurchschnittlich häufig betroffen – nur bei etwa zehn Prozent der Fälle handelt es sich um Männer.
Herzprobleme mit Ursache im Kopf?
Wie die Bezeichnung Gebrochenes-Herz-Syndrom verdeutlicht, tritt das Phänomen im Zusammenhang mit schweren emotionalen Zuständen auf – wie Trauer, Ärger oder Angst. Somit liegt nahe, dass es eine Verknüpfung zwischen den Veränderungen am Herzen und dem realen Sitz der Emotionen gibt – dem Gehirn. Diesem Zusammenhang sind die Forscher um Christian Templin vom Universitätsspital Zürich nachgegangen. Im Rahmen ihrer Studie haben sie die Gehirne von 15 GHS-Patienten mittels funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) untersucht. Die Ergebnisse verglichen die Forscher anschließend mit den Hirnscans von gesunden Probanden.
„Wir haben bei den GHS-Patienten eine auffällig reduzierte Kommunikation zwischen Hirnregionen festgestellt, die für emotionale Verarbeitung zuständig sind und solchen, die eine Rolle im autonomen Nervensystem spielen, das unbewusste Körperfunktionen steuert – wie etwa den Herzschlag“, berichtet Templin. „Es wird somit deutlich, dass das Gehirn an dem zugrundeliegenden Mechanismus des Phänomens beteiligt ist“, so der Wissenschaftler. Es wurde in diesem Zusammenhang bereits vermutet, dass die Überstimulation des autonomen Nervensystems zu GHS-Ereignissen führen kann. Diesen Erklärungsansatz konnten die Forscher durch ihre Ergebnisse weiter untermauern.
Psychischer Stress, der aufs Herz schlägt
“Interessant ist auch, dass es sich bei den Gehirnregionen, die wir bei den GHS-Patienten als vergleichsweise wenig kommunikativ festgestellt haben, um die gleichen handelt, von denen angenommen wird, dass sie unsere Reaktion auf Stress steuern“, sagt Templin. Ihm zufolge könnte dies mit der Neigung zur Entwicklung eines Gebrochenes-Herz-Syndroms verknüpft sein.. „Letztlich hoffen wir, dass unsere Forschung zur Entwicklung präventiver, therapeutischer und diagnostischer Strategien zur Verbesserung der Patientenversorgung bei GHS führen kann“, sagt Co-Autorin Jelena Ghadri.
Quelle: European Society of Cardiology, European Heart Journal, doi: 10.1093/eurheartj/ehz068