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Wie Bakteriophagen gegen Schweißgeruch helfen könnten

Dermatologie

Wie Bakteriophagen gegen Schweißgeruch helfen könnten
Mann betrachtet seine schweißnasse Achsel
Die Erkenntnisse könnten helfen, eine neue Behandlungsmethode zu entwickeln, um Bakteriophagen gegen starken Schweißgeruch einzusetzen. © AndreyPopov / iStock

In unseren Achselhöhlen leben Bakterien, die Substanzen im Schweiß in verschiedene unangenehm riechende Duftstoffe umwandeln. Dermatologen haben nun einen neuen Ansatz entdeckt, um starken und übelriechenden Schweißgeruch zu vermeiden: Viren, die gezielt die geruchsbildenden Bakterien angreifen. Diese sogenannten Bakteriophagen könnten künftig zur Behandlung von Achselgeruch angewandt werden und zielführender sein als Deodorants.

Unter unseren Achseln befinden sich besonders viele Schweißdrüsen. Entsprechend wird dort auch vermehrt Schweiß produziert. Diese Körperflüssigkeit ist an sich geruchslos, die darin enthaltenen Proteine und Fette werden jedoch von verschiedenen Hautbakterien zu mehr oder weniger übelriechenden Substanzen umgewandelt. Die Mischung dieser Duftstoffe bestimmt über unseren individuellen Körpergeruch, der mehr oder weniger streng sein kann. Um starken Achselgeruch zu vermeiden, nutzen wir in der Regel Deodorants, die allgemein das Bakterienwachstum hemmen oder die Schweißbildung blockieren. Doch diese können den Geruch oft nur unzureichend oder vorübergehend verhindern.

Welches Bakterium führt zu intensivem Schweißgeruch?

Ein Forschungsteam um Miki Watanabe von der Osaka Metropolitan University hat nun eine potenzielle Methode entwickelt, um die geruchsbildenden Bakterien selbst loszuwerden. Dafür sammelten die Dermatologen zunächst Proben von Achselschweiß von 20 Männern. Eine Testgruppe sortierte diese Proben in zwei Gruppen, nach Intensität des Schweißgeruchs. Elf der 20 Proben hatten demnach einen ausgeprägteren Körpergeruch als die übrigen.

Anschließend analysierten Watanabe und seine Kollegen die molekularen Inhaltsstoffe und das Bakterien-Erbgut in den Schweißproben. So konnten sie die Bakterien identifizieren, die für den intensiven Körpergeruch der elf Probanden verantwortlich waren: Sie gehören zur Art Staphylococcus hominis. Diese Bakterien waren in den stark riechenden Proben vermehrt vorhanden, ebenso wie unangenehm riechende Stoffwechselprodukte, darunter bestimmte Fettsäuren, wie das Team berichtet. „Wir führten eine groß angelegte metagenomische Analyse der Hautflora mit dem SHIROKANE-Supercomputer an der Universität Tokio durch und fanden heraus, dass S. hominis für die Entwicklung von Gerüchen wichtig ist“, erklärt Co-Autor Miho Uematsu von der Osaka Metropolitan University.

Mit Phagenlysin gegen Achselgeruch?

Doch wie wird man gezielt Staphylococcus hominis los, ohne die anderen Hautbakterien zu töten? Watanabe und seine Kollegen nutzten in einem Folgeschritt dafür ein Virus, das Bakterien befällt. Der in den Versuchen verwendete Bakteriophage greift gezielt nur Staphylococcus hominis an. Die Dermatologen vermuteten basierend auf den vorigen Analysen, dass der Bakteriophage dafür ein sogenanntes Endolysin produziert. Dabei handelt es sich um ein Enzym, das Zellwände von Bakterien auflösen kann und die Mikroben dadurch abtötet.

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Um diese Theorie zu testen, stellten die Wissenschaftler das Lysin künstlich her und gaben es zu verschiedenen Hautbakterien. Dabei bestätigte sich, dass dieses Endolysin ausschließlich Staphylococcus hominis schadet. Die Erkenntnisse könnten nun helfen, eine neue Behandlungsmethode zu entwickeln, um den Bakteriophagen gegen starken Schweißgeruch einzusetzen. „Obwohl viele Patienten unter Achselgerüchen leiden, gibt es nur wenige Behandlungsmöglichkeiten“, sagt Watanabe. „Wir glauben, dass diese Studie zu einer neuen Therapie führen wird.“ Es wäre die erste Phagen-Therapie gegen Achselgeruch.

Quelle: Miki Watanabe (Osaka Metropolitan University) et al., Journal of Investigative Dermatology, doi: 10.1016/j.jid.2024.03.039

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