Wirklich „sauber“ ist kaum etwas – viele Alltagsgegenstände sind von Mikroben besiedelt. Doch wie ist das im Fall eines Geräts, das eigentlich sauber machen soll – der Waschmaschine? In vielen wimmelt es von Mikroben, verdeutlicht eine Studie. Darunter sind harmlose Bakterienarten, aber auch potenziell problematische sowie „Stinker“. Eine regelmäßige Reinigung und gelegentliche Kochwaschgänge sind daher sinnvoll, sagen die Wissenschaftler.
Die Waschmaschine ist ein Symbol für Reinlichkeit – doch im Sinne von Keimfreiheit trifft das auf die meisten Geräte nicht zu, berichten die Forscher um Markus Egert von der Hochschule Furtwangen. Feuchtigkeit, Wärme und ein großes Angebot an Nährstoffen schaffen in den Geräten ideale Lebensbedingungen für Mikroben. Zusätzlich begünstigen aktuelle Trends wie das Waschen bei niedrigen Temperaturen, Wassersparprogramme und der Einsatz sanfter Flüssigwaschmittel das Keimwachstum. „Obwohl bekannt ist, dass Waschmaschinen anfällig für Verkeimungen sind, gab es bislang kaum Studien, die den Keimgehalt an verschiedenen Stellen von Waschmaschinen einmal konkret gemessen hätten. Da wollten wir Abhilfe schaffen“, sagt Egert.
Für die Studie hat sein Team stichprobenartig untersucht, wie viele und welche Mikroben in häuslichen Waschmaschinen vorkommen. Sie nahmen dazu Proben von verschiedenen Stellen der Testgeräte. Die Tupfer wurden anschließend im Labor auf Nährmedium ausgestrichen, um die Mikroben zum Wachsen zu bringen. Die Bakterienkolonien wurden dann ausgezählt, wodurch Rückschlüsse auf die Besiedlungsdichte der beprobten Flächen möglich waren. Zudem wurden die Waschmaschinen-Bewohner durch molekularbiologische Bestimmungsverfahren charakterisiert.
Potenzielle Bösewichte und Stinker
Wie die Forscher berichten, stellten sie gemittelt über alle Probenahmestellen eine Besiedlungsdichte von 21.000 Keimen pro Quadratzentimeter fest. Doch es gab auch ausgesprochene „Wüsten“ und Hotspots: „Wir haben Spitzenwerte von bis zu 337.000 Keimen pro Quadratzentimeter gefunden“, sagt Egert. Mit 111 Keimen pro Quadratzentimeter zeigte der obere Teil der Bullaugendichtung die geringsten Keimzahlen. Diese Stelle trocknet sehr schnell ab, sodass den Mikroben hier vermutlich einfach die Lebensgrundlage fehlt erklären die Wissenschaftler. „Unsere Studie belegt die dichte und hygienerelevante Verkeimung von Waschmaschinen, und unterstreicht die Bedeutung von Feuchtigkeit bei ihrer Entstehung“, so Egert.
Mehr als die Hälfte der in der Studie identifizierten 40 Bakterienarten sind als potenzielle Krankheitserreger bekannt, zeigten die Charakterisierungen. Sie können vor allem für immungeschwächte Menschen ein gewisses Risiko darstellen, sagen die Forscher. Im häuslichen Alltag machen sich aber eher andere Effekte bemerkbar, wenn es in der Waschmaschine zu sehr wimmelt: Einige Bakterienarten erzeugen flüchtige Substanzen, die der Wäsche einen muffigen Geruch verleihen. Als besonders typische Waschmaschinen-Bewohner konnte das Team Pseudomonas oleovorans, Acinetobacter parvus, Moraxella osloensis und Rhizobium radiobacter nachweisen. Diese Mikroben lassen sich damit gut für Tests der Effektivität von Reinigungsmaßnahmen oder Oberflächenbeschichtungen für Waschmaschinen nutzen, sagen die Forscher.
„Wir verdeutlichen mit unserer Studie, dass Waschmaschinen regelmäßig gereinigt werden sollten – beispielsweise durch Auswischen mit Allzweckreiniger, aber auch durch regelmäßiges Waschen bei mindestens 60 Grad Celsius mit einem bleichehaltigem Pulverwaschmittel. Außerdem sollten Bullauge und Einspülkammer zwischen den Wäschen offen gelassen werden, damit sie austrocknen können“, empfiehlt der Wissenschaftler.
Quelle: Hochschule Furtwangen, Fachartikel: Microorganisms, doi:10.3390/microorganisms9050905