Warum der Wirkstoff von Cannabis, das Tetrahydrocannabinol (THC), beim Menschen einschlägige Effekte hervorruft, liegt grundsätzlich daran, dass es bestimmten körpereigenen Substanzen in uns ähnelt: den sogenannten Endocannabinoiden. Zu den Funktionen des Endocannabinoid-System des Körpers gibt es noch immer viele offene Fragen. Es wurde aber bereits gezeigt, dass es eine wichtige Rolle bei Signalübertragungen des Nervensystems spielt. Die Funktion beruht dabei auf einem Zusammenspiel von Aktivatoren und Rezeptoren. Endocannabinoide werden im Körper unter bestimmten Bedingungen ausgeschüttet und docken dann an spezielle Rezeptoren an, die wiederum Signalkaskaden auslösen. Es ist bereits bekannt, dass Hunger mit einer Ausschüttung von Endocannabinoiden im Gehirn einhergeht. Eine frühere Studie hatte außerdem bereits bei Ratten gezeigt, dass allein schon der Geschmack von fettreicher Nahrung die Produktion von Endocannabinoiden im Darm auslösen kann und damit zu verstärktem Hunger führt.
Um der Frage der Funktion des Endocannabinoid-Systems im Rahmen der Entstehung von Hungergefühlen weiter nachzugehen, haben die Forscher um Edgar Soria-Gómez von der Universität Bordeaux nun Untersuchungen an Mäusen durchgeführt. Alle bisherigen Untersuchungen deuten darauf hin, dass das Endocannabinoid-System bei allen Säugetieren ähnliche Funktionen übernimmt. Mäuse reagieren beispielsweise auf die Gabe von THC ganz ähnlich wie der Mensch – inklusive dem gesteigerten Hungergefühl.
Endocannabinoid-System und mampfende Mäuse
Die Forscher konnten durch ihre Versuche zeigen, dass der appetitanregende Effekt von Nahrungsduft mit der Aktivierung von Endocannabinoid-Rezeptoren im Riechkolben bei nüchternen Mäusen einhergeht. Dieser Effekt entstand auch durch die Gabe von exogenen Cannabinoiden, wie dem THC der Marihuanapflanze. Außerdem verstärkte die Aktivierung dieser Sensoren wiederum die Geruchswahrnehmung und damit den Hunger der Tiere, berichten die Forscher. Im Einklang damit ließen sich die Effekte auch durch Stoffe beziehungsweise Maßnahmen unterbinden, welche die Cannabinoid-Rezeptoren im Riechkolben blockieren.
Den Forschern zufolge legen die Ergebnisse nahe, dass auch beim Menschen das Endocannabinoid-System durch Beeinflussung des Geruchssystems an der Entstehung von Hungergefühlen beteiligt ist. Dieser Zusammenhang ließe sich möglicherweise gezielt nutzen: Vielleicht könnten Substanzen, die den Hunger-verstärkenden Effekt des natürlichen Endocannabinoid-Systems dämpfen, zur Behandlung von problematischem Ernährungsverhalten zum Einsatz kommen.