Wie wirken sich Chemikalien aus der Umwelt und neue Medikamente auf die Entwicklung des Gehirns von Ungeborenen aus? Angesichts der Vielzahl von Substanzen wird dies immer wieder an Ratten und Mäusen überprüft, was sehr viele Tiere „verbraucht”: Für einen einzigen Wirkstoff werden rund 140 Muttertiere und 1000 Jungtiere benötigt. Dazu kommt, dass sich die Werte der Nager nicht immer auf den Menschen übertragen lassen.
Jetzt haben Forscher der Tierärztlichen Hochschule Hannover um Gerd Bicker eine Möglichkeit gefunden, die Experimente mit Tieren für solche Untersuchungen überflüssig macht. Die Wissenschaftler brachten im Labor spezielle menschliche Krebszellen – sogenannte Ntera-2-Zellen – dazu, sich in Hirnzellen umzuwandeln. Sie ahmten so die Entwicklung der Hirnzellen im Fötus nach. Dann setzten sie die Zellen Substanzen aus, die als schädlich bekannt sind, etwa dem hirnschädigenden Umweltgift Methyl-Quecksilber.
Es zeigte sich, dass die Zellen in der Petrischale auf die gleiche Weise beeinträchtigt wurden, wie es aus der medizinischen Praxis bekannt ist. Gerd Bicker ist überzeugt: „Der Test hilft, Gesundheitsschäden beim Menschen zu vermeiden – mit vertretbarem Aufwand und ohne den Einsatz von Versuchstieren.”