Wissenschaftler der Universität Leipzig wollen den genetischen Ursachen von Volkskrankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck und Arteriosklerose auf den Grund gehen. Die idealen Versuchspersonen für ihr Vorhaben leben nur etwa 100 Kilometer entfernt: die katholischen Sorben der Oberlausitz im Dreieck zwischen Bautzen, Kamenz und Hoyerswerda. Dort leben in 85 Dörfern noch etwa 15 000 Angehörige der slawischen Volksgruppe. Für die genetischen Untersuchungen sind sie ideal geeignet. Denn sie stammen von nur wenigen Gründervätern ab, und ihre Population hat sich im Laufe der Zeit nur wenig mit anderen Völkern gemischt. Sie sind sich also genetisch sehr ähnlich. Zudem sind sie die einzige der kleinen eigenständigen Volksgruppen Mitteleuropas, die groß genug ist, um feine genetische Unterschiede aufspüren können.
Prinzipiell gilt: Je mehr Gene an einer Krankheit beteiligt sind, umso mehr Menschen müssen genetisch untersucht werden, damit sich statistische Gemeinsamkeiten und Unterschiede aufdecken lassen. Allein beim Bluthochdruck sind es mehrere Hundert Gene.
Nach Berechnungen des Studienleiters Michael Stumvoll reicht es aus, etwa 1500 Sorben zu untersuchen. Innerhalb der nichtslawischen Bevölkerung Sachsens müssten die Wissenschaftler dagegen das Blut von drei Millionen Menschen analysieren, um dieselbe statistische Genauigkeit zu erreichen.