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Schlafmangel erhöht Covid-19-Risiko

Gesundheit|Medizin

Schlafmangel erhöht Covid-19-Risiko
Erschöpfung
Erschöpfung, Stress und Schlafmangel schwächen das Immunsystem. (Bild: Charday Penn/ iStock)

Wer während der Covid-19-Pandemie im Gesundheitsbereich arbeitet, ist besonders gefährdet, sich mit dem Virus anzustecken. Eine Studie zeigt nun, dass dabei auch Schlafmangel und Stress eine Rolle spielen: Gesundheitspersonal, das von häufigen Schlafproblemen berichtete, hatte ein um 88 Prozent erhöhtes Risiko, sich mit Sars-CoV-2 zu infizieren. Auch starker Stress bei der Arbeit korrelierte mit einer höheren Wahrscheinlichkeit, an Covid-19 zu erkranken und einen längeren, schwereren Verlauf zu haben. Dagegen senkte jede zusätzliche Stunde Nachtschlaf das Risiko um zwölf Prozent.

Die Covid-19-Pandemie stellt viele Menschen, darunter auch das Gesundheitspersonal vor besondere Herausforderungen: Viele Ärzte und Pfleger haben täglich Kontakt mit infizierten Patienten, müssen mit einer erhöhten Arbeitsbelastung zurechtkommen und gleichzeitig besonders auf Hygiene und ihren eigenen Schutz achten. Frühere Studien haben bereits gezeigt, dass Gesundheitspersonal, das an der Versorgung von Covid-19-Patienten beteiligt ist, ein stark erhöhtes Risiko hat, selbst zu erkranken. Der größte Risikofaktor ist dabei die wiederholte Exposition mit dem Virus.

Gesundheitspersonal aus sechs Ländern befragt

Ein Team um Hyunju Kim von der Johns Hopkins University in Baltimore hat nun gezeigt, dass auch Schlafmangel und Arbeitsbelastung mit dem Risiko einer Covid-19-Erkrankung assoziiert sind. Von Juli bis September 2020 befragten die Forscher 2844 Ärzte und Pfleger aus Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Großbritannien und den USA zu Arbeitsbedingungen, Schlafgewohnheiten und Gesundheitszustand. Alle Befragten hatten zu dieser Zeit regelmäßig Kontakt zu Covid-19-Patienten. 568 von ihnen berichteten von einer eigenen Covid-19-Erkrankung.

„Die Teilnehmer mit eigener Covid-19-Erkrankung berichteten häufiger von weniger Schlafstunden in der Nacht, etwas mehr Nickerchen am Tag und einem oder mehreren Schlafproblemen. Sie gaben auch häufiger an, dass sie sich mindestens einmal im Monat von der Arbeit ausgebrannt fühlten“, fassen die Forscher zusammen. Um mehr als eine Momentaufnahme zu erfassen, bezogen sich die Fragen zu Schlafdauer und -problemen sowie zu dem Gefühl, von der Arbeit ausgebrannt zu sein, nicht auf den konkreten Alltag während der Pandemie, sondern auf das vorangegangene Jahr. Durchschnittlich gaben die Befragten eine nächtliche Schlafenszeit von sechs bis sieben Stunden an.

Nachtschlaf für die Gesundheit

Rechneten die Forscher demografische Daten, die Expositionslast sowie weitere Einflussfaktoren heraus, ergab sich, dass jede zusätzliche Stunde Nachtschlaf mit einem um zwölf Prozent verringerten Erkrankungsrisiko einherging. Wer dagegen angab, regelmäßig Probleme beim Ein- und Durchschlafen zu haben und häufig Schlaftabletten einzunehmen, hatte im Vergleich zu Personen ohne Schlafprobleme ein um 88 Prozent erhöhtes Risiko.

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Der Effekt von Nickerchen am Tag war uneindeutig: In Frankreich und den USA hatte Gesundheitspersonal, das regelmäßig tagsüber schlief, ein leicht erhöhtes Risiko, an Covid-19 zu erkranken. In Spanien hingegen zeigte sich eine umgekehrte Tendenz. „Was Nickerchen am Tag angeht, mag es kulturelle Unterschiede geben“, meinen die Forscher. „In manchen Ländern können sie ein Zeichen für Stress und Schlafmangel sein, während sie in anderen Ländern zur Tradition gehören – wie die Siesta in Spanien.“

Wohlbefinden wichtig für das Immunsystem

Stress am Arbeitsplatz war ebenfalls mit einer höheren Erkrankungswahrscheinlichkeit und schwereren, längeren Verläufen assoziiert. Im Vergleich zu denjenigen, die über keine mit Burnout assoziierten Gefühle berichteten, hatten sich diejenigen, bei denen dies täglich auftrat, mehr als doppelt so häufig mit Covid-19 infiziert. Ebenso gaben diese Befragten etwa dreimal so häufig an, dass ihre Infektion mit stärkeren Symptomen einherging und sie eine längere Erholungsphase benötigten. Diese Ergebnisse galten unabhängig davon, wie intensiv die Betroffenen Kontakt mit Covid-19-Patienten hatten. Zu beachten ist allerdings, dass die Befragung nur die Selbsteinschätzung der Betroffenen erhob und somit durch deren Erinnerung verzerrt sein könnte.

„Schon frühere Studien haben nahegelegt, dass Burnout direkt oder indirekt Krankheiten verursachen kann, indem beruflicher Stress das Immunsystem beeinträchtigt und den Cortisolspiegel verändert“, schreiben die Autoren. Auch Schlafmangel hat sich bereits früher als Risikofaktor für Infektionskrankheiten wie Grippe und Erkältung erwiesen. Der genaue Mechanismus ist allerdings unklar. „Eine Hypothese ist, dass Schlafmangel und Schlafstörungen das Immunsystem negativ beeinflussen können, indem sie entzündungsverstärkende Zytokine und Histamine erhöhen“, erläutern Kim und Kollegen. Die neuen Erkenntnisse könnten daher auch für Menschen in anderen Lebenssituationen und Berufen relevant sein. Sie bestätigen, dass chronischer Stress die Immunabwehr beeinträchtigen kann – und dass sich dies auch bei Covid-19 zeigt.

Quelle: Hyunju Kim (John Hopkins University, Baltimore, USA) et al., BMJ Nutrition Prevention & Health, doi: 10.1136/bmjnph-2021-000228

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