Die Osteopathie ist aus dem hiesigen Gesundheitswesen nicht mehr wegzudenken. Das liegt vor allem daran, dass es sich hierbei um ein besonders schonendes und individuelles Therapieverfahren handelt. Bei der Osteopathie geht es hauptsächlich um die Autoregulation des Körpers und darum, seine Selbstheilungskräfte zu aktivieren. Hierfür ist es wichtig, verschiedene Diagnose- und Therapieformen zu kennen und sich mit den Kontraindikationen für die Osteopathie auszukennen. Trotz der weiten Verbreitung und der zahlreichen Erfahrungen mit der Osteopathie gibt es nach wie vor zahlreiche Forschungsfelder, in denen neue Erkenntnisse gesammelt werden können und müssen.
Zielsetzung der Osteopathie: die Autoregulation des Körpers
Der menschliche Organismus hat eine Millionen Jahre dauernden Evolutionsprozess hinter sich. Durch diesen hat er gelernt, auf innere und äußere Reize zu reagieren und sich auf die sich verändernden Lebensumstände anzupassen. Das zeigt sich unter anderem an seiner Fähigkeit zur Autoregulation. Er ist in gewissen Grenzen in der Lage, psychologische Prozesse eigenständig zu steuern und hierdurch ein inneres Gleichgewicht aufzubauen und zu erhalten. Dies betrifft etwa den Blutdruck, die Herzfrequenz, den Atem, die Körpertemperatur und einiges mehr.
Das Ziel der Osteopathie besteht immer darin, diese Autoregulation des Körpers zu aktivieren und zu nutzen. Im Unterschied zu anderen Therapieformen werden nicht externe Einflüsse und Medikamente genutzt, um bestimmte Reaktionen des Körpers zu provozieren. Stattdessen soll dieser dazu angeregt werden, selbstständig tätig zu werden und bestimmte Blockaden und Beschwerden aufzulösen. Hierfür nutzt die Osteopathie zahlreiche Behandlungsformen.
Diagnoseformen der Osteopathie
Die moderne Osteopathie ist eine präzise und passgenaue Methode. Bestimmte Beschwerden werden exakt lokalisiert und durch individuell geeignete Therapieformen angegangen und bekämpft. Damit das möglich ist, müssen die Beschwerden zunächst genau lokalisiert werden. Das geschieht mithilfe ganz unterschiedlicher Diagnoseformen, die von den Therapeuten genutzt werden.
Zunächst erfolgt eine umfassende Anamnese, die den aktuellen Gesundheitszustand und akute Beschwerden der Patienten bestimmt. Diese wird von einer körperlichen Untersuchung gefolgt, bei der durch Abtasten der Muskulatur und Gelenke erste Auffälligkeiten identifiziert werden. Im Rahmen dieser Palpation lassen sich schon erste Kenntnisse gewinnen. Anschließend werden funktionelle Tests und Bewegungsanalysen durchgeführt, um unter anderem die Beweglichkeit und Kraft von Muskeln zu bewerten oder bestimmte Dysbalancen festzustellen. Nicht zuletzt helfen auch Röntgenbilder und die Thermodiagnostik dabei, Informationen zu den Beschwerden zu sammeln, um geeignete Therapieformen auszuwählen.
Kontraindikationen für die Osteopathie
Obwohl die Osteopathie in zahlreichen Fällen hervorragende Dienste leistet und die Gesundheit von Patienten unterstützt, gibt es einige Situationen, in denen sie kontraindiziert ist. Das liegt dann daran, dass nicht genügend Informationen zu dem Zusammenspiel von Osteopathie und bestimmten Krankheitsbildern existieren oder weil die Gefahr besteht, dass Symptome durch einzelne Therapieformen verschlimmert werden. Für Therapeuten ist es deshalb wichtig, die Sinnhaftigkeit dieser Behandlungsform einschätzen zu können und zu wissen, wann sie kontraindiziert ist.
Zwar lässt sich nicht allgemein sagen, wann auf eine Osteopathie verzichtet werden sollte, in einigen Situationen erweist sie sich jedoch als schwierig, weil beispielsweise Knochenbrüche und akute Entzündungen durch die Behandlung verstärkt werden könnten. Ebenso sollte auf entsprechende Therapieansätze verzichtet werden, wenn schwere neurologische oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorliegen. Insbesondere bei einer instabilen Angina Pectoris oder akuten Lähmungen ist Vorsicht geboten. Auch infektiöse Erkrankungen wie Tuberkulose sowie Blutgerinnungsstörungen sind mit einer Osteopathie nicht oder nur schwer vereinbar. Hier ist eine professionelle, ärztliche Aufsicht zwingend erforderlich.
Vielfältige Therapieformen in der Osteopathie
In der Osteopathie unterscheidet man zwischen ganz unterschiedlichen Behandlungsformen und Therapien. Allen gemeinsam ist, dass zunächst die Ursache von Beschwerden genau ermittelt und ein akuter Schmerz lokalisiert wird. Anschließend kann man einzelne Körperpartien so stimulieren, dass der Schmerz geringer wird. Es ist wichtig, die für jeden Körperbereich geeignete Therapieform zu wählen, da nur dann die gewünschten Effekte erzielt werden.
Grundsätzlich wird zwischen drei großen Therapieformen unterschieden. Die parietale Osteopathie befasst sich beispielsweise mit krankhaften Veränderungen von Muskeln und Skelett, während die viszerale Osteopathie vor allem den Bewegungsapparat und das Organsystem in den Blick nimmt und schaut, wie beide miteinander harmonieren. Die kraniosakrale Osteopathie ist demgegenüber für Beschwerden im Kopfbereich geeignet.
Einsatzgebiete und Forschungsfelder in der Osteopathie
Die Osteopathie kommt bei ganz unterschiedlichen Anliegen zum Einsatz. Unter anderem leistet sie bei Sport- und Unfallverletzungen gute Dienste, aber auch Haltungsschäden und Rückenbeschwerden lassen sich damit gut therapieren. Ebenso kann sie bei Blasenentzündungen und entzündeten Organen zum Einsatz kommen. In einigen Fällen wird sie bei Migräne, Tinnitus und Schwindel angewandt. Diesbezüglich gibt es aber nach wie vor großen Forschungsbedarf.
So muss die klinische Wirksamkeit einzelner Therapieformen untersucht werden, damit diese Behandlungsform als Ergänzung der Schulmedizin genutzt werden kann. Vor allem randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) sind in diesem Zusammenhang hilfreich. Außerdem muss untersucht werden, wie sicher die einzelnen Therapieformen sind und wie die Patientenzufriedenheit aussieht. Nur dann wird ersichtlich, ob die jeweiligen Therapieformen zu den gewünschten Ergebnissen führen.
Des Weiteren beschäftigt sich die Forschung mit der Neurophysiologie und dem Einfluss der Osteopathie auf das Nervensystem. Außerdem ist interessant, welche Langzeitauswirkungen die Behandlungsformen haben und wie nachhaltig die einzelnen Therapien sind. In diesem Zusammenhang lohnt es sich, einen Vergleich mit anderen Therapien anzustellen und deren Wirksamkeit zu überprüfen. Nicht zuletzt können auch Themen wie der Placebo-Effekt und die Kosteneffizienz in Bezug auf die osteopathischen Behandlungen Thema der Forschung sein.
Fazit: Osteopathie als Ergänzung zur Schulmedizin
Die Osteopathie fungiert schon heute vielfach als Ergänzung zur Schulmedizin. Zahlreiche Patienten, die mit klassischen Behandlungsformen nicht die gewünschten Ergebnisse erzielt haben, greifen häufig auf die Osteopathie zurück. Deren schonender, körperfreundlicher und individueller Ansatz hilft vielen dabei, ihre Probleme in den Griff zu bekommen und ihrer Gesundheit etwas Gutes zu tun. Hierfür ist es wichtig, die einzelnen Behandlungen unbedingt zu individualisieren und sicherzustellen, dass sie auf die jeweiligen Betroffenen und ihre persönlichen Beschwerden und Wünsche zugeschnitten sind.
10.11.2023