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Nach Augentransplantation: Keine Sehkraft, aber gute Genesung

Gesundheit|Medizin

Nach Augentransplantation: Keine Sehkraft, aber gute Genesung
Aaron James
Patient Aaron James ein Jahr nach seiner Augen- und Gesichtstransplantation. © NYU Langone Health

Im Mai 2023 transplantierten Chirurgen erstmals einem schwer verletzten Menschen ein ganzes Auge sowie Teile des Gesichts. Nun berichtet das Team über die Fortschritte des Patienten innerhalb des ersten Jahres nach der Operation. Demnach wird das Auge weiterhin durchblutet und weist einen normalen Augendruck auf. Sogar die Photorezeptoren reagieren auf Licht. Die Verbindung zum Gehirn des Patienten funktioniert allerdings nicht, sodass er auf dem transplantierten Auge weiterhin blind ist.

Als weltweit erster Mensch lebt der 46-jährige Amerikaner Aaron James mit einem transplantierten Auge. Bei einem Arbeitsunfall mit einem Starkstromkabel hatte er im Juni 2021 Teile seines Gesichts, ein Auge sowie seinen linken Arm verloren. Im Mai 2023 rekonstruierten Chirurgen sein Gesicht und transplantierten ihm dabei ein vollständiges Spenderauge. Dabei verbanden sie die Blutgefäße des Auges mit denen des Patienten und injizierten Stammzellen in den Sehnerv, um die Regeneration der Verbindung zwischen Auge und Gehirn anzustoßen.

Wichtige Funktionen erhalten

Nun berichtet das Team um den plastischen Chirurgen Daniel Ceradini von der New York University Langone Health über die Ergebnisse der Nachuntersuchungen im ersten Jahr nach der Transplantation. „Der Empfänger hat zwar sein Sehvermögen nicht wiedererlangt, aber das transplantierte Auge hat einen normalen Druck, eine gute Durchblutung und einige verbleibende Strukturen und Funktionen in der Netzhaut behalten“, berichtet Ceradinis Kollege Eduardo Rodriguez. „Viele Fachleute hätten nicht gedacht, dass wir überhaupt so weit kommen würden, aber es ist uns gelungen, ein Auge ohne Immunabstoßung zu transplantieren und zu erhalten.“

Die Erfüllung der Vision, eines Tages blinden Menschen per Augentransplantation das Sehvermögen zurückgeben zu können, liegt zwar noch in weiter Ferne. Doch die Ergebnisse belegen, dass es prinzipiell machbar ist, ein vollständiges Auge zu transplantieren und seine Funktionsfähigkeit dabei grundlegend zu erhalten. Bislang war es zwar möglich, die Hornhaut des Auges zu transplantieren und auf diese Weise bestimmte Formen der Blindheit zu heilen. Die Transplantation eines ganzen Auges birgt jedoch zusätzliche Herausforderungen, darunter die Aufrechterhaltung des Blutflusses in der Netzhaut, die Verhinderung einer Abstoßung durch das Immunsystem und die Erhaltung der Lichtreaktion des Auges. Alle diese Schritte sind bei Aaron James gelungen. Was noch fehlt, ist eine funktionelle Verbindung zwischen dem transplantierten Auge und dem Gehirn.

Grundlage für weitere Forschung

„Wir haben erfolgreich dafür gearbeitet, ein Auge zu transplantieren“, sagt Rodriguez. „Jetzt müssen wir weiter daran arbeiten, zu verstehen, wie wir dem Auge das Sehvermögen zurückgeben können.“ Dass die Photorezeptoren auch ein Jahr nach der Transplantation eine Reaktion auf Licht zeigen, ist den Forschenden zufolge ein bemerkenswerter Erfolg. „Die Ergebnisse, die wir nach diesem Verfahren sehen, sind unglaublich und könnten den Weg für neue klinische Protokolle ebnen und weitere Forschungen zu komplexen Transplantationen mit kritischen Sinnesorganen anregen“, sagt Ceradinis Kollegin Vaidehi Dedania.

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Für Aaron James hat das transplantierte Auge zumindest bisher nur eine kosmetische Funktion. Er kann mit dem Auge nicht sehen, es nicht bewegen und auch das Lid nicht öffnen. Doch allein die Tatsache, überhaupt wieder zwei Augen und ein nicht völlig entstelltes Gesicht zu haben, ist für James von großer Bedeutung. „Die ästhetischen Ergebnisse und die Lebensqualität, die Aaron durch diesen Eingriff gewonnen hat, sollten nicht in den Schatten gestellt werden“, sagt Ceradini. „Er hat viele Elemente des Lebens wiedererlangt, die er nach der Verletzung im Jahr 2021 verloren hatte, und das ist unser oberstes Ziel.“

Quelle: Daniel Ceradini (NYU Langone Health, New York, USA) et al.; JAMA, doi: 10.1001/jama.2024.12601

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