Wie ein Gewitter braut sie sich immer wieder zusammen und sorgt für „Blitz und Donner“ im Kopf: Die Migräne ist ein Kopfschmerz der besonderen Art. Was sind die Ursachen und Auslöser der quälenden Attacken? Können neue Wirkstoffe und Therapien den vielen Betroffenen helfen? In der September-Ausgabe rückt bild der wissenschaft das Thema Migräne in den Mittelpunkt.
Jedem hat schon mal der Schädel gebrummt. Doch was Menschen aushalten müssen, die unter Migräne leiden, hat mit dem üblichen Spannungskopfschmerz kaum etwas zu tun. Im Rahmen des bdw-Titelthemas verdeutlicht der Autor Christian Jung zunächst die speziellen Merkmale der wiederkehrenden Schmerzattacken anhand von Aussagen von Betroffenen. Es handelt sich demnach um eine Erkrankung, bei der ein pulsierender heftiger Kopfschmerz mit verschiedenen weiteren Symptomen wie Wahrnehmungsstörungen, Übelkeit oder Geräusch- und Lichtempfindlichkeit verknüpft ist. Neben dem persönlichen Leid hat die Problematik auch eine gesellschaftliche Dimension: Die Migräne belastet allein in Deutschland die Lebensqualität von etwa 900.000 Menschen und macht sie oft für erhebliche Zeit arbeitsunfähig.
Licht am Horizont
Wie Jung berichtet, hat sich die Entwicklung von Behandlungsmöglichkeiten als ausgesprochen knifflig für die moderne Medizin herausgestellt. Ein Faktor ist dabei die starke Individualität des Krankheitsbildes: Es sind 45 Unterformen der Migräne bekannt. Bisher versagen bei einem Drittel der Patienten die bekannten Medikamente. Das Ziel der aktuellen Therapieansätze ist es nun vor allem, der Migräne vorzubeugen, bevor sie sich zusammenbrauen kann. Konkret bedeutet das in der Regel, die Zahl der Kopfschmerztage möglichst effektiv zu reduzieren.
Wie Jung berichtet, haben sich die Möglichkeiten diesbezüglich in der letzten Zeit deutlich verbessert und es gibt Licht am Horizont: Vier neue Medikamente stehen zur Vorbeugung und Abwehr von Migräneanfällen bereit oder sind kurz vor der Markteinführung. Sie sollen die Häufigkeit von Migräneanfällen verringern, indem sie das sogenannte Migräne-Protein ausschalten. Dieser Botenstoff mit der Bezeichnung CGRP hat sich in den letzten Jahren als ein Hauptverursacher der Attacken herausgestellt, berichtet Jung.
Die Wurzeln im Blick
Was die tieferen Wurzeln der Migräne und ihrer Auslöser betrifft, gibt es ebenfalls interessante neue Erkenntnisse zu verzeichnen, geht aus dem Teilartikel „Forscher auf der Migräne-Spur“ hervor. Demnach konnten Studien die Bedeutung von Störungen der Neurotransmitter, eine Überempfindlichkeit für Reize oder eine gestörte Blutversorgung des Gehirns als auslösende Faktoren von Attacken aufzeigen. Grundsätzlich zeichnet sich ab, dass Migräne in einigen Familien gehäuft vorkommt. „Das Migräne-Gen“ gibt es zwar nicht – Wissenschaftler sind aber genetischen Veranlagungen auf die Spur gekommen, die mit der Erkrankung verknüpft sind. Diese Erkenntnisse könnten wiederum der Entwicklung von individualisierten Therapien dienen.
Im Teilartikel „Schmerzhafter Kältealarm“ geht der bdw-Autor Thorwald Ewe den Wurzeln der Migräne noch deutlich tiefer nach. Wie er berichtet, gibt es Hinweise darauf, dass sie auf genetische Veränderungen zurückzuführen ist, die unseren steinzeitlichen Vorfahren nach dem Verlassen Afrikas geholfen haben, im kalten Europa zu überleben. Der Preis dafür war möglicherweise die Neigung zu Migräne.
Abgerundet wird das Titelthema von einem Blick auf eine praktische Hilfe im Rahmen der Erkennung, der Behandlung und des Umgangs mit Migräne: Christian Jung berichtet über eine Migräne-App für Smartphones.
Die Artikel zum Schwerpunktthema Migräne finden Sie in der September-Ausgabe von bild der wissenschaft, die ab dem 20. August im Handel erhältlich ist.