Manche Menschen hören Töne, wenn sie geräuschlose Bewegungen betrachten. Diese unbekannte Form einer sogenannten Synästhesie haben Melissa Saenz und Christof Koch vom Caltech Institute of Technology im kalifornischen Pasadena entdeckt. Bisher wusste man nur von solchen Synästhetikern, die Töne und Farben mit einem bestimmten Geschmack oder aber Buchstaben mit Farben assoziieren.
Die Forscher machten ihre Entdeckung per Zufall. Einer ihrer Studenten fragte beim Anschauen einer Animation auf dem Computer, ob sie denn keine Geräusche hören würden. Im Gespräch mit dem jungen Mann stellte sich heraus, dass er schon immer bei geräuschlosen Bewegungen – etwa beim Flügelschlag eines Schmetterlings – Töne vernommen hatte. In der Folge konnten Saenz und Koch drei weitere Betroffene ausmachen, die ebenfalls von dieser speziellen Verschränkung von Sinneswahrnehmungen berichteten. Die Töne, die sie bei den Bewegungen hören, ähneln dem rhythmischen Muster des Morsealphabets. Die Wissenschaftler vermuten eine Art Overflow im Gehirn. Bei den neu entdeckten Synästhetikern könnte die Verarbeitung visueller Eindrücke auch über den Teil der Hirnrinde laufen, der für die Erzeugung von Tönen zuständig ist.