Diese Socke riecht verdächtig! Wissenschaftler präsentieren eine tierisch clevere Methode zur Früherkennung von Malaria-Infektionen: Spürhunde. Die Vierbeiner können offenbar am Geruch von Kleidungsstücken erkennen, ob ein Träger infiziert ist – noch bevor die Person Symptome der Malaria entwickelt. Dieses Früherkennungs-Konzept befindet sich momentan in der Entwicklungsphase, doch die Forscher sind überzeugt: Die feinen Hundenasen könnten einmal frühzeitige Behandlungen ermöglichen sowie die Ausbreitung der Malaria verhindern.
Die Malaria hat sich als eine extrem hartnäckige Plage der Menschheit erwiesen: Zwar konnten Bekämpfungskampagnen die Verbreitung der Infektionskrankheit in den letzten Jahrzehnten deutlich einschränken und es gab Behandlungserfolge, doch die Fortschritte sind weniger geworden. Das Problem: Der Erreger entwickelt Widerstandskraft gegen die Behandlungsmaßnahmen und durch die zunächst unmerklich verlaufenden Infektionen können sich die Parasiten Verbreitungsgebiete heimlich zurückerobern, aus denen sie zuvor verdrängt wurden. Um diesem Problem entgegenzutreten, sind somit vor allem frühe Diagnosemöglichkeiten wichtig. Doch leider sind die bisherigen Verfahren dazu vergleichsweise aufwendig und könnten durch Mutationen des Erregers sogar zunehmend unbrauchbar werden. Simple, kostensparende und schnelle Alternativen, die sich auch in wenig entwickelten Regionen der Welt einsetzten lassen, sind deshalb gefragt.
Ein Näschen für Malaria?
In diesem Zusammenhang sind Forscher nun sozusagen auf den Hund gekommen. Die Idee der Krankheitsdiagnose mittels Spürnase ist nicht ganz neu: Hunde haben bereits gezeigt, dass sie manche Krebserkrankungen oder Diabetes anhand bestimmter Geruchsstoffe erschnüffeln können, die betroffene Menschen entwickeln. Ob dieses tierische Diagnoseverfahren auch im Fall von Malaria-Infektionen funktioniert, hat nun ein internationales Forscherteam um Steven Lindsay von der Durham University durch Versuche ausgelotet.
An der Studie haben mehrere hundert Schulkinder aus Gambia teilgenommen. Sie wurden im Rahmen der Studie zunächst auf unbemerkte Malaria-Infektionen hin untersucht. Anschließend trugen sie über Nacht Socken, die am nächsten Tag eingesammelt und anschließend im gefrorenen Zustand nach Großbritannien geschickt wurden. Durch die Socken der bekanntermaßen infizierten und nicht infizierten Kinder konnten die Forscher dort Hunde darauf trainieren, den Unterschied herauszuriechen. Offenbar glückte dies, wie sie nun berichten. Demnach verursacht eine frühe Malaria-Infektion tatsächlich die Bildung spezieller flüchtiger Substanzen auf der menschlichen Haut.
Wie die Forscher berichten, sind ihre Hunde bisher in der Lage, etwa 70 Prozent der infizierten Kinder korrekt zu erkennen. Konkret bedeutet das: Die Tiere riechen nacheinander an den verschiedenen Socken. Wenn sie dabei auf ein kritisches Exemplar stoßen, zeigen sie ein sogenanntes „freeze“-Verhalten. Als ob sie ausdrücken wollen: „Oha – da riecht etwas verdächtig“, unterbrechen sie dabei das Schnüffeln, erstarren und blicken den Versuchsleiter eindringlich an.
Vielversprechende Ergebnisse
Wie die Forscher betonen, handelt es sich bei den bisherigen Ergebnissen nun zunächst um eine Überprüfung der grundsätzlichen Möglichkeit zur Malaria-Diagnose per Hundenase. Die vielversprechenden Resultate legen ihnen zufolge allerdings nahe, dass ihre Spürhunde nach weiterem Training eine Detektionsrate erreichen könnten, die der klassischer diagnostischer Früherkennungsverfahren entspricht. In diesem Zusammenhang betonen die Wissenschaftler, dass einige der bestehenden klinischen Tests für Malaria nicht mehr funktionieren, weil mutierte Malariaparasiten entstehen, die nicht mehr das spezifische Protein produzieren, das diese Tests erkennen. Bei der Spürnasen-Diagnose wird es dieses Problem wohl nicht geben.
Lindsay und seine Kollegen planen nun weitere Untersuchungen, um das Potenzial der Methode für den praktischen Einsatz weiter auszuloten. Vermutlich ist die Treffsicherheit der Hunde bei „frischem“ Kleidungsmaterial höher und auch bei direktem Kontakt mit Menschen, sagen die Forscher. Wie sie berichten, zeigen erste Vor-Ort-Erfahrungen mit den Hunden, dass Menschen dem tierischen Diagnose-Verfahren gegenüber auch sehr aufgeschlossen sind.
“Das Konzept könnte sich zu einer nicht-invasiven und schnellen Methode für das Screening nach der Krankheit entwickeln“, resümiert Lindsay. “Es könnte dazu beitragen, die Ausbreitung von Malaria in Länder zu verhindern, die für malariafrei erklärt wurden, und auch dafür sorgen, dass Menschen, von denen viele nicht wissen, dass sie mit dem Malaria-Parasiten infiziert sind, gegen die Erkrankung behandelt werden”, so der Wissenschaftler.