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Wer hat die feinere Nase – Frau oder Mann?

Gesundheit|Medizin Nachgefragt

Wer hat die feinere Nase – Frau oder Mann?
Frauen haben einen sensibleren Geruchssinn - der Grund dafür liegt im Gehirn (Foto: webphotographeer/iStock)
Ob Parfum, Schweiß oder subtile Düfte: Unser Geruchssinn liefert uns wichtige Informationen über unsere Umwelt. Doch wer hat eigentlich unter den Geschlechtern beim Riechen die Nase vorn? Auf diese Frage hat uns Katja M. aufmerksam gemacht – vielen Dank dafür!

Schon länger deuten Studien darauf hin, dass Frauen einen feineren Geruchssinn haben als Männer. Ein Forscherteam hat dies auch durch handfeste anatomische Beweise untermauert: Der Riechkolben im Gehirn von Frauen ist zwar etwas kleiner als beim Mann, dafür aber enthält er fast doppelt so viele Neuronen wie sein männliches Gegenstück.

Beobachtungen und Experimente zeigen es: Frauen reagieren sensibler auf Gerüche als die meisten Männer. Sie fühlen sich schneller durch Mundgeruch oder andere unangenehme Gerüche gestört und nehmen selbst schwache Düfte intensiver wahr. Warum das aber so ist, blieb aber lange ein Rätsel. Denn Männer und Frauen besitzen ungefähr gleich viele Riechrezeptoren in der Nase, wie Untersuchungen ergaben. An einer besseren Aufnahme der Duftreize kann es daher eigentlich nicht liegen. Auch morphologische Messungen der olfaktorischen Areale im Gehirn sorgten eher für noch mehr Verwirrung, denn das Volumen des Riechkolbens ist demnach bei Männern sogar größer als bei Frauen. Allerdings können Hirnscans immer nur grobe Strukturen abbilden, wie Ana Oliveira-Pinto von der Universität von Rio de Janeiro und ihre Kollegen erklären. Die Zahl der Zellen in einem Hirnareal lässt sich damit nicht ermitteln – und dieses gibt meist ein besseres Bild der Komplexität und Leistungsfähigkeit eines Gehirnbereichs.

Um das Rätsel der weiblichen Geruchssensibilität zu lösen, nahmen sich Oliveira-Pinto und ihre Kollegen daher den Riechkolben echter Gehirne vor. Dafür holten sie von Angehörigen von 18 Verstorbenen – sieben Männern und elf Frauen – die Einwilligung ein, die Gehirne der Toten sezieren zu dürfen. Für ihre Studie lösten sie die Riechkolben der Toten heraus und ermittelten zunächst das Volumen dieses Areals. Dann lösten sie das Gewebe auf, so dass die einzelnen Zellen in einer Lösung schwammen und gezählt  werden konnten.

Mehr Zellen – komplexere Verarbeitung

Das Ergebnis fiel überraschend deutlich aus: Obwohl der Riechkolben bei Frauen sogar etwas leichter war als bei den Männern, enthielt die weibliche Variante erheblich mehr Zellen: 16,2 Millionen Zellen pro Riechkolben ermittelten die Forscher für die Frauen, nur 9,2 Millionen bei den Männern. Und bei den Neuronen, den für die Verarbeitung wichtigen Hirnzellen, war der Unterschied sogar noch deutlicher: Den 6,9 Millionen Neuronen bei den Frauen standen nur 3,5 Millionen Neuronen bei den Männern gegenüber – dies entspricht einer Differenz von 49,3 Prozent, wie die Wissenschaftler berichten. Auch wenn Größe und Masse des Riechkolbens berücksichtigt wurden, änderte sich dieses Bild nicht, die Zelldichte war bei den Frauen fast doppelt so hoch. Das aber bedeutet auch, dass Mädchen schon mit diesem olfaktorischen Vorsprung geboren werden. Denn im Laufe des Lebens verändert sich die Zahl der Zellen im Riechkolben kaum, sagen die Forscher.

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Aber erklärt die höhere Zellzahl auch die feinere Nase der Frauen? Nach Ansicht von Oliveira-Pinto und ihren Kollegen ist das durchaus der Fall. “Im Allgemeinen besitzen Gehirne mit einer größeren Anzahl von Zellen eine höhere funktionelle Komplexität”, erklären sie. Und gerade beim Riechkolben sei die Zahl der Hirnzellen sehr eng mit seiner Funktion verknüpft.  “Es erscheint daher plausibel, dass eine größere Zahl von Neuronen im Riechkolben den Frauen auch eine größerer Sensibilität für Geruchsreize verleihen, sagt Seniorautor Roberto Lent von der Universität von Rio de Janeiro. Die Übertragung der Geruchsreize ins Gehirn ist dabei vermutlich bei beiden Geschlechtern gleich gut, denn beide besitzen gleich viele Riechrezeptoren. Aber die Verarbeitung dieser Reize sei bei Frauen differenzierter als bei Männern, erklärt der Forscher.

Quelle: Ana Oliveira-Pinto (Federal University of Rio de Janeiro) et al., PloS ONE, doi: 10.1371/journal.pone.0111733

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