Fettige und süße Lebensmittel sind ungesund – und üben dennoch auf viele von uns einen Reiz aus, dem wir nur allzu gerne nachgeben. Doch warum fällt es uns so schwer, Pommes, Schokolade und Co. links liegen zu lassen? Eine Studie gibt nun Hinweise darauf, dass fett- und zuckerreiche Snacks unser Gehirn darauf konditionieren, immer mehr davon zu wollen. Die Ergebnisse helfen zu verstehen, wie unsere westliche Ernährung die Entstehung von Fettleibigkeit begünstigt.
Fett und Zucker liefern unserem Körper viel Energie – oft zu viel angesichts der Tatsache, dass wir uns üblicherweise wenig bewegen und Nahrung im Überfluss zur Verfügung haben. Doch obwohl wir rational wissen, dass Süßigkeiten, Fast-Food und ähnliche Snacks ungesund sind, aktivieren eben diese Lebensmittel das Belohnungssystem in unserem Gehirn. Dabei reagieren wir schon auf Signale, die auf Essen hindeuten, etwa das Logo unseres bevorzugten Donut-Ladens. Selbst wenn wir keinen Hunger haben, sorgt allein der Anblick dafür, dass wir Lust auf Donuts bekommen.
Wie Snacks die Geschmacksvorlieben prägen
Aber warum genau mögen wir ungesunde Lebensmittel so sehr? „Unsere Neigung zu fett- und zuckerreichen Lebensmitteln, der sogenannten westlichen Ernährung, könnte angeboren sein oder sich als Folge von Übergewicht entwickeln. Wir denken aber, dass das Gehirn diese Vorliebe erlernt“, erklärt Sharmili Edwin Thanarajah vom Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung in Köln. Gemeinsam mit ihrem Team hat sie diese Hypothese an 57 normalgewichtigen Testpersonen untersucht.
Alle Probanden erhielten über acht Wochen zusätzlich zu ihrer normalen, selbst gewählten Ernährung, täglich zwei kleine Portionen Joghurt. Dabei bekam eine Gruppe ein Produkt mit viel Fett und Zucker, die andere Gruppe eines mit wenig Fett und Zucker und dafür hohem Proteingehalt. Der Kaloriengehalt des Joghurts war für beide Gruppen gleich. Vor, während und nach den acht Wochen erhob das Forschungsteam Geschmacksvorlieben der Testpersonen, bestimmte ihr Gewicht und verschiedene Stoffwechselparameter und maß ihre Hirnaktivität mit Hilfe von funktioneller Magnetresonanztomographie. Mit Hilfe einer speziellen Vorrichtung gab das Forschungsteam den Probanden während des Hirnscans kleine Mengen eines fettig-süßen Milchshakes oder alternativ Wasser in den Mund. Ein visueller Hinweis zeigte jeweils vorher an, worauf sich die Probanden einstellen konnten.
Konditionierung auf süß und fettig
„In der Gruppe, die in den Wochen zuvor den fett- und zuckerreichen Joghurt konsumiert hat, sorgte der Hinweis auf Milchshake im Vergleich zu Wasser für eine erhöhte Aktivität in verschiedenen Bereichen des Gehirns, die mit dem Belohnungssystem in Verbindung stehen“, berichtet das Forschungsteam. Bei Probanden, die stattdessen den proteinreichen Joghurt bekommen hatten, zeigten sich keine signifikanten Effekte in Reaktion auf den Milchshake-Hinweis. „Unsere Messungen der Gehirnaktivitäten haben gezeigt, dass sich das Gehirn durch den Konsum von fett- und zuckerreichen Snacks neu verdrahtet. Es lernt unterbewusst, belohnendes Essen zu bevorzugen“, sagt Thanarajahs Kollege Marc Tittgemeyer. „Durch diese Veränderungen im Gehirn werden wir unbewusst immer die Lebensmittel bevorzugen, die viel Fett und Zucker enthalten.“
Bei Geschmackstests zeigten die Testpersonen aus der Fett-Zucker-Gruppe nach der achtwöchigen Intervention eine verstärkte Vorliebe für Produkte mit hohem Gehalt an Fett und Zucker. Fett- oder zuckerreduzierte Lebensmittel dagegen mochten sie weniger gerne. Mit abgestumpften Empfindungen ging diese Verschiebung der Vorlieben jedoch nicht einher: Sollten sie einstufen, wie fetthaltig oder süß ein Produkt ist, veränderten sich ihre Einschätzung nicht im Vergleich zur ersten Messung zu Beginn der Studie.
Das Forschungsteam schließt daraus, dass die veränderten Vorlieben nicht auf Veränderungen der Geschmackswahrnehmung, sondern auf Veränderungen im Gehirn zurückgehen, das acht Wochen lang auf Fett und Zucker konditioniert wurde. Ob sich entsprechende Veränderungen durch den Verzicht auf übermäßig viel Fett und Zucker rückgängig machen lassen, geht aus der aktuellen Studie allerdings nicht hervor. Zudem weisen die Autoren darauf hin, dass die Ergebnisse aufgrund der kleinen Stichprobengröße mit Vorsicht interpretiert werden müssen. Denkbar wäre zudem, dass Probanden mit Über- oder Untergewicht andere Reaktionen zeigen würden oder dass andere Snacks als Joghurt zu anderen Ergebnissen führen würden. In der aktuellen Studie nahmen die Testpersonen nicht mehr an Gewicht zu als die Probanden der Kontrollgruppe und auch ihre Blutwerte, wie Blutzucker oder Cholesterin, veränderten sich nicht.
Quelle: Sharmili Edwin Thanarajah (Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung, Köln) et al., Cell Metabolism, doi: 10.1016/j.cmet.2023.02.015