„Übergewicht verkürzt das Leben. Nehmen Sie ab! Werden Sie nicht dick!” Unisono schallt es von Ärzteverbänden, WHO und Ernährungsgesellschaften. Seit Jahrzehnten ist Körperfett der große Bösewicht und Krankmacher. Doch dieses Bild ist zu einfach, meinen immer mehr Wissenschaftler. „Die Fettzellen eines körperlich aktiven gesunden Menschen schützen vor Entzündungen und vor Infektionen. Sie tragen dazu bei, dass wir gesund bleiben. Ohne Fett wären wir todkrank”, sagt Dietrich Rothenbacher, Epidemiologe am Deutschen Zentrum für Alternsforschung in Heidelberg.
Im Orient haben kluge Menschen dies schon vor über einem Jahrtausend geahnt. „Mein Mann ist Abu Zar. Welch wunderbarer Mann er ist. Er sorgte dafür, dass meine Ohren mit schwerem Schmuck versehen sind und dass meine Oberarme Fett angesetzt haben. Er macht mich so glücklich… Seine Tochter gehorcht ihrem Vater und ihrer Mutter. Ihr Kleid füllt sie prächtig aus und ihre Dienerin beneidet sie darum.” So steht es in den arabischen Hadith-Sammlungen geschrieben, in denen Aussagen Mohammeds überliefert sind. Das Dokument lässt keinen Zweifel: Die schöne Frau soll von stattlicher Gestalt, also wohlbeleibt sein. Das westliche Schönheitsideal gilt im Orient noch heute weithin als hässlich. Im Nordwesten des afrikanischen Staates Niger ist es unter Muslimen nach wie vor Tradition, Kleinkinder regelrecht zu mästen. Das Dickwerden der Mädchen, das Al-bluuh, wird von der Großmutter überwacht.
Was uns befremden mag, hat in traditionellen Kreisen der Bewohner Nordafrikas sowie des Nahen und Mittleren Ostens durchaus seinen Sinn. Dicke Mädchen werden früher geschlechtsreif, können früher verheiratet werden und geben somit Hoffnung auf baldigen Nachwuchs – ein wahrer Segen für die Familie.
Der islamischen Tradition liegt demnach zugrunde, was Forscher erst seit Kurzem im Detail wissen: „Damit junge Frauen ihre Regelblutung bekommen und Kinder gebären können, brauchen sie eine bestimmte Menge Körperfett”, sagt Susanne Klaus, Energiestoffwechselexpertin am Deutschen Institut für Ernährungsforschung bei Potsdam. Die kritische Marke nach unten liegt bei ungefähr 22 Prozent Fett bezogen auf das Gesamtgewicht. Ist weniger Speck vorhanden, schaltet der Körper auf Sparflamme und legt entbehrliche Funktionen lahm. Dazu zählt auch das Kinderkriegen: Die Menstruation bleibt aus.
Bei magersüchtigen jungen Mädchen geschieht das häufig. Da es ihnen an Körperfett mangelt, fehlt ein wichtiger Botenstoff: das Leptin. Dieser Stoff wird in den Lipidspeichern gebildet und sorgt unter anderem für die Reifung der Eizellen. Er ist ein Motor der weiblichen Fruchtbarkeit. „Ohne Leptin kann eine Frau nicht schwanger werden”, betont Susanne Klaus. Bekommen magersüchtige Frauen für einige Wochen Leptin gespritzt, normalisieren sich ihre Hormonwerte. Bei knapp der Hälfte setzt schon nach einem Monat die Menstruation wieder ein.
Die Forscher Jean Chan und Christos Mantzoros von der Harvard Medical School in Boston berichten sogar über einen Eisprung bei einer Frau, die sechs Jahre unfruchtbar gewesen war. Nun sollen klinische Studien klären, ob Leptin untergewichtigen Frauen zu Kindern verhelfen kann.
Auch Leistungssport zehrt oft so sehr am Speck, dass die Leptin-Produktion stark gedrosselt wird. Die Hälfte der Weltklasse-Athletinnen und Balletttänzerinnen kann aus diesem Grund nicht schwanger werden. Für Frauen im Orient ist Sport seit Langem gesellschaftlich verpönt.
Ist Fett also ein Garant für Sinnlichkeit, Fruchtbarkeit und Wohlbefinden? „Um viele Kinder zu gebären, ist der Rubenstyp besser geeignet als unser westliches Ideal der schlanken Frau. Unser Ideal ist auf ein langes Leben und ein gesundes Älterwerden ausgerichtet, nicht auf viele Babys”, sagt Matthias Blüher, Ernährungswissenschaftler am Zentrum für klinische Forschung der Universität Leipzig. Eine Großfamilie mit acht Kindern wünschen sich die wenigsten Menschen in Deutschland. Auch auf ein Fettpolster als eiserne Reserve kann man in einer Überflussgesellschaft getrost verzichten, in der es faktisch keine Hungersnöte mehr gibt. „Wer dagegen mit 80 Jahren noch Tennis spielt, einen Abfahrtsskilauf meistert und mit geistreichem Humor seine Mitmenschen zum Lachen bringt, den bewundern wir alle”, meint der Forscher.
Wissenschaftliche Ratschläge spiegeln immer auch die Wertevorstellungen der Gesellschaft wieder: Sämtliche Ernährungsempfehlungen in Industrienationen basieren darauf, dass der durchschnittlich Schlanke am längsten lebt und im hohen Alter seltener an Diabetes und Herz-Kreislauf-Beschwerden erkrankt. Sehr dünne und sehr dicke Menschen sterben statistisch gesehen früher. Als Maß für die optimale Leibesfülle definierte die Welt-Gesundheitsorganisation den so genannten Body-Mass-Index. Diese Körper-Masse-Zahl errechnet sich aus dem Gewicht in Kilogramm geteilt durch das Quadrat der Körpergröße in Metern. Die Formel gilt für Männer und Frauen gleichermaßen. Ein BMI von 18,5 bis 24,9 steht für Normalgewicht. Wer 25 überschreitet, ist übergewichtig. Ab 30 diagnostiziert die WHO Fettsucht, auch Adipositas genannt, und bezeichnet derart beleibte Menschen als behandlungsbedürftig.
Abu Zar würde das gar nicht gerne hören und sicher noch weniger verstehen. In Malereien aus dem Orient lassen Frauen üppige Bäuche und stramme Waden unter Bergen von Stoff erkennen. Zu schlanke Damen drapierten einst sogar Kissen unter dem Gewand, um ihr Becken breiter erscheinen zu lassen. Hierzulande verzichtet man gerne auf einen solchen Hüft-Push-up und mogelt dafür schon mal bei der Oberweite. Tatsächlich haben die Ideale aus Okzident und Orient beide ihre Berechtigung und sogar wissenschaftliche Fürsprecher.
„Fett ist nicht per se gut oder schlecht. Wir müssen das Fettgewebe viel differenzierter sehen, als wir das bisher getan haben. Die Fettzellen sind nicht nur ein passiver Energiespeicher, sie sind das größte aktive Organ des Menschen. Es bildet Hormone, Botenstoffe und andere Substanzen – und natürlich ist es lebenswichtig”, betont Stoffwechselexpertin Klaus.
Fast jede Woche werden neue Stoffe entdeckt, die der Lipidfabrik entstammen. Inzwischen kennen die Wissenschaftler über hundert Substanzen, die Fettzellen in den Körper entsenden. Manche davon werden ausschließlich vom Fettgewebe gebildet, beispielsweise der Botenstoff Adiponektin, der vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes schützt. Je beleibter ein Mensch ist, desto höher ist sein Adiponektin-Spiegel im Blut.
Welche Bedeutung dem Speck zukommt, lässt sich erahnen, wenn man bedenkt, dass im Schnitt normalgewichtige Männer zu 15 bis 20 Prozent und Frauen zu etwa 30 Prozent aus Fett bestehen. Die Fettzellen sind so aktiv wie kaum ein anderes Organ. „Erst allmählich beginnen wir zu verstehen, was die Botenstoffe und Hormone, die diese Zellen aussenden, alles im Körper bewirken”, sagt Klaus. Sie machen nicht nur Frau und Mann fruchtbar. Sie scheinen auch einfache Immunzellen zu sein, da sie die Abwehrzellen mobilisieren und dirigieren können, indem sie diese auf Krankheitsherde aufmerksam machen. Zum Leid der Menschen können sich die Fettfabriken allerdings vom edlen Ritter zum Bösewicht wandeln. Dann beschwören sie einen Diabetes herauf und lassen die Blutgefäße erschlaffen. Sie tragen dazu bei, dass diese sich entzünden und allmählich mit Giften überfrachtet werden. Es entsteht eine Arteriosklerose. Diese schwelende Erkrankung endet oft mit einem Herzinfarkt oder Schlaganfall.
In dieser Maschinerie des Fettgewebes wechseln Botenstoffe und Hormone immer wieder die Rollen. So wurde das Leptin gar nicht wegen seiner Bedeutung für die weibliche Fruchtbarkeit berühmt. Es geriet in den Neunzigerjahren in die Schlagzeilen, weil es den Körper über den Füllstand der Fettzellen informiert. Sind die Zellen voll, wird viel Leptin ausgesandt, um dem Gehirn mitzuteilen, dass vorerst genug gegessen wurde. Sind die Speicher hingegen leer und knurrt der Magen, dann fällt der Leptinspiegel rasch und deutlich ab.
Die Medien feierten die Substanz deshalb einst als den neuen Appetitzügler. Doch diese Vision entpuppte sich als Seifenblase, die wenige Jahre nach der Entdeckung des Leptins lautlos platzte. Übergewichtige, denen Leptin verabreicht wird, nehmen nämlich nicht ab, wie die Forscher heute wissen. Die Pfunde bleiben. Die Gabe von Leptin bremst nicht einmal den Appetit der Vollschlanken. Die vermeintliche Fettbremse hilft weltweit nur sehr wenigen Menschen – nämlich denen, die einen angeborenen Fehler in jenem Gen haben, das für Leptin verantwortlich ist. Patienten mit diesem Gen-Defekt quält ständig unerbittlicher Hunger. Sie stopfen das Essen nur so in sich hinein, ohne satt zu werden. Schon zehnjährige Kinder wiegen 60 bis 70 Kilogramm. Sie haben Speck zuhauf, nur kein einziges Mikrogramm Leptin im Blut. Deshalb versagt die Füllstandanzeige der Fettzellen – und die Kinder kommen nicht in die Pubertät. „In diesen Einzelfällen ist es sinnvoll, Leptin zu geben”, resümiert Klaus.
„Körperfett kann einerseits gesundes Leben schenken, andererseits aber auch tödliche Krankheiten hervorrufen”, erklärt Blüher. „Wir wollen vor allem herausfinden, warum und wie Fettzellen krank machen.” Beispiel: Fettzellen nehmen jede Völlerei übel und setzen sich gegen das Zuviel an Nahrung nach dem immer gleichen Muster zur Wehr: Wenn sie sich bis auf 200 Mikrometer ausgedehnt haben, sind sie bis zum Rand gefüllt. Das Limit ist erreicht: Einige Fettzellen laufen einfach über, andere gehen jämmerlich zugrunde. Freie Fettsäuren werden von da ab nicht mehr in den Fettzellen verwahrt. Sie überschwemmen den Körper und dringen vor allem in die Muskeln und in die Leber ein.
Die Überflutung ist verheerend, denn die freien Fettsäuren sind für das Gewebe giftig. Der Körper zieht die Notbremse und versucht, die weitere Produktion freier Fettsäuren aus der Nahrung zu unterbinden. So wie bei starkem Regen die Schleusen eines Stausees geöffnet werden, um eine Katastrophe zu verhindern, lassen die Zellen das Essen weitgehend unverwertet passieren. Aus dem Verspeisten wird weniger Brauchbares entnommen, und auch Zucker wird schlechter verarbeitet, indem die Zellen auf die riesigen Mengen an Insulin kaum noch ansprechen. Die Bauchspeicheldrüse schüttet dieses Hormon aus, um den Blutzuckerspiegel stabil zu halten. Das ist der Regelfall. Doch nach dem Überlaufen der Fettdepots gibt der Körper dieses Ziel auf. Er lässt den Blutzuckerspiegel in die Höhe schnellen, damit nicht aus Zucker noch mehr Fett hergestellt wird – und damit mehr giftige Stoffwechselprodukte, die das Gewebe schädigen. Dieses Notprogramm wird schon kurz nach einer zu üppigen Mahlzeit aktiviert: So sinkt die Insulin-Sensitivität der Zellen innerhalb von drei Stunden um die Hälfte, wenn freie Fettsäuren in das Muskelgewebe eindringen.
Wird die Völlerei zur Gewohnheit, reagieren die Zellen schließlich gar nicht mehr auf Insulin. Sie werden insulinresistent. Zucker- und Fettstoffwechsel entgleisen – die Vorboten eines nahenden Diabetes. „Gleichzeitig beginnt die Produktionsfabrik Fettzelle verrückt zu spielen. Sie schüttet ununterbrochen große Mengen so genannter Adipokine aus”, erklärt Blüher. Diese Signalstoffe eilen vor allem zur Leber und zum Gehirn und führen dort ebenfalls eine Insulinresistenz herbei. Hält die Störung der Fettfabriken monatelang an, versagt schließlich die Bauchspeicheldrüse, die das Insulin aussendet. Der Mensch ist zuckerkrank.
Doch damit nicht genug: Nach einem Fressgelage schwimmen im Blut Giftstoffe umher, die die Gefäßwände zu attackieren drohen. Die Fettzellen registrieren diese Gefahr und setzen die Schutzpolizei des Körpers in Bewegung. Dazu entsenden sie Zytokine. Diese Botenstoffe alarmieren im Fettgewebe stationierte Fresszellen des Immunsystems und lotsen sie in die Blutgefäße, um dort den Schaden zu begrenzen. Sind sehr viele Stoffwechselgifte zugegen, kommen die Fettzellen nicht mehr nach. Sie rufen immer mehr Immunzellen aus anderen Geweben zur Hilfe, bis unzählige davon im Einsatz sind. Die Körperpolizei wird der Fettmasse unterstellt, die sie unablässig durch den Körper schickt. „Dieses hektische Treiben macht sich nach außen durch einen Entzündungszustand bemerkbar, der auf Dauer in Herz-Kreislauf-Erkrankungen mündet”, erklärt Thomas Skurk vom Else-Kröner-Fresenius-Zentrum für Ernährungsmedizin der TU München. Da das Immunsystem vom Körperfett in Beschlag genommen wird, haben jetzt Erkältungen und andere Infektionen leichtes Spiel. Jüngst wird sogar diskutiert, ob die schwelende Entzündung Allergien begünstigen kann. Wenn die Fettzellen völlig aus den Fugen geraten, sprechen die Forscher von metabolischem Syndrom. Diese Entgleisung des Stoffwechsels tritt vornehmlich bei adipösen Menschen auf.
„Trotzdem gibt es den gesunden Übergewichtigen. Vollschlanke, die Sport treiben, sind meist auf der sicheren Seite”, sagt Rothenbacher. „Man darf Fettgewebe nicht pauschal betrachten. Es kommt darauf an, wo der Speck sitzt”, lautet der Kompromiss. Gefährlich ist das Fett am Bauch, das so genannte viszerale Fett. Je dicker das Polster dort ist, desto größer ist die Gefahr, krank zu werden. Aus dem Rettungsring stammen nämlich die schlechten Adipokine und Zytokine, auf deren Konto unter anderem der Typ-II-Diabetes und die Arteriosklerose gehen. Dicke Schenkel oder eine ausladender Po drücken dagegen kaum auf die Gesundheit. Auch nicht, wenn der BMI mit 26 oder 27 bereits auf Übergewicht hinweist. Aus dem Speck an Gesäß und Beinen wird sogar vorrangig das gute Leptin entsandt. Eine schlanke Taille bei sonst üppiger Körpergestalt signalisiert also Gesundheit.
Noch besser wäre es, zu wissen, was tatsächlich in den jeweiligen Fettfabriken abläuft. Die Wissenschaftler vermuten, dass deren Produktion nur dann aus dem Ruder läuft, wenn die Fettzellen zu groß werden und überlaufen oder bersten. Große Fettzellen bilden beispielsweise viermal mehr der schlechten Adipokine als die kleinen. Auch die überschießende Entzündungsreaktion fanden Ernährungsmediziner Skurk und sein Team jüngst nur bei den aufgeschwemmten Fettzellen. Mehrere große Fettdepots in der Bauchregion sind also gefährlicher als viele kleine. Warum, ist bislang unklar.
„Von außen kann man nicht einmal sehen, ob Fettzellen groß oder klein sind. Dazu müsste man mit einer Nadel in den Bauch stechen und dann durchs Mikroskop sehen”, sagt Skurk. Doch die Forscher suchen bereits nach Stoffen, die die Lipidzellen gesund schrumpfen und so Krankheiten heilen, ohne dabei aus dem Dicken einen Dünnen zu machen. Eine neue Klasse an Diabetes-Arzneimitteln, die so genannten PPAR-gamma-Agonisten, versucht, die aufgedunsenen Fettzellen klein zu bekommen.
Auch auf natürliche Weise können große Fettspeicher ausgehungert werden. „Bewegen Sie sich jeden Tag ein bisschen und essen Sie ausgewogen, dann gehen die Zellen auf eine gesunde Größe zurück”, empfiehlt Skurk. In einer Präventionsstudie wurden Menschen mit einem gestörten Stoffwechsel auf eine gesunde Kost umgestellt und mussten jeden Tag eine halbe Stunde mit Sport verbringen. Der Erfolg der Kur war durchschlagend: Zwar verloren die Teilnehmer im Schnitt nur magere 3,8 Kilogramm, aber das Diabetes-Risiko sank um 60 Prozent.
„Sport und ausgewogene Ernährung – das ist nicht neu und klingt einfach, ist aber ein schwieriger Weg. Es ist eine traurige Tatsache, dass es vielen Menschen nicht gelingt, ihn konsequent zu gehen”, klagt Skurk. „Das neue Wissen über die Fettzellen wird daran nichts ändern.” Viele Menschen essen nicht, weil sie Hunger haben, sondern weil sie gewohnt sind, zu einer bestimmten Zeit zu essen, oder weil sie den Verlockungen von Süßigkeiten und Knabbereien nicht widerstehen können.
„Die Düfte der Speisen, die auf dem Tische lagen, hatten mein Verlangen erweckt […] Nun begann ich zu essen; ich nahm von dem Honiggebäck und ein Stück Fleisch; dann ging ich zu den Nusstörtchen über und aß davon, so viel ich vermochte; darauf machte ich mich an den Honig und aß ein, zwei, drei und vier Löffel voll davon.” So ergeht es dem Jüngling Aziz in den Erzählungen aus Tausendundeiner Nacht. Er isst so viel, dass er wegen des vollen Bauchs am Ende sogar das heiß ersehnte Rendezvous mit seiner Angebeteten verschläft. ■
Susanne Donner ist Diplom-Chemikerin und Wissenschaftsjournalistin in Berlin. In bdw 9/2005 berichtete sie über einen „Sprachkurs für Gene”.
Susanne Donner
COMMUNITY Fernsehen:
Einen erstaunlichen Stoff präsentiert „nano”, das Zukunftsmagazin in 3Sat in Kooperation mit bild der wissenschaft: Fett, ein intelligentes Organ, das über Hormone und Signalstoffe mit dem ganzen Körper kommuniziert. Die Erstausstrahlung können Sie miterleben am Donnerstag, den 31. August um 18.30 Uhr. Mehr Infos und weitere Sendetermine: www.3sat.de/nano
LESEN
Ulrike Gonder
Fett!
Hirzel Verlag, Stuttgart 2004, € 16,80
Ohne Titel
• Das Fettgewebe ist das größte Organ des Menschen.
• Sein natürlicher Anteil liegt zwischen 15 und 30 Prozent des Gesamtkörpergewichts.
• Es produziert über 100 lebenswichtige Substanzen für den Körper.
Ohne Titel
Fettzellhormon wesentliche Funktionen
Leptin steuert das Hungergefühl, kontrolliert die Insulinbildung, fördert die Knochenbildung und ist essenziell für die Fruchtbarkeit.
Tumornekrosefaktor-alpha verursacht Insulinresistenz und bereitet damit einen Diabetes vor.
Interleukin-8 dirigiert die weißen Blutkörperchen, die Bakterien unschädlich machen.
Cortisol ist ein Stresshormon. Es wirkt entzündungshemmend und unterdrückt die Immunreaktion.
Insulin-ähnlicher Wachstumsfaktor beschleunigt Brust- und Prostatakrebs, beeinflusst aber auch die Zellteilung und Reifung der Eibläschen im Körper der Frau und spielt damit eine wichtige Rolle bei der Schwangerschaft.
Apolipoproteine regulieren den Cholesterinstoffwechsel: Apolipoprotein B bedeutet ein hohes Risiko für Arterienverkalkung, Apolipoprotein A-I schützt die Gefäße.
Prostaglandine verbessern unter anderem die Durchblutung.
Transformierende Wachstumsfaktoren spielen eine wichtige Rolle bei der embryonalen Entwicklung und der Zelldifferenzierung.
Cholesterinester-Transfer-Protein senkt den Gehalt an gutem HDL-Cholesterin im Blut und begünstigt damit Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Östrogene sind weibliche Geschlechtshormone. Sie sind für den Eisprung verantwortlich und bereiten
die Gebärmutter auf eine Schwangerschaft vor.
Über 100 Hormone produziert das menschliche Fettgewebe – hier eine Auswahl. Sie fördern die Fruchtbarkeit und regulieren Stoffwechselprozesse sowie die Immunabwehr in einem gut abgestimmten System von „Antreibern” und „Hemmern”.