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Eisprung lässt sich doch nicht erschnuppern

Gesundheit|Medizin

Eisprung lässt sich doch nicht erschnuppern
Geruch einer Frau
Verändert sich der Körpergeruch einer Frau im Verlauf ihres Zyklus? © shironosov/ iStock

Riechen Frauen während ihrer fruchtbaren Tage für Männer attraktiver? Mehrere frühere Studien hatten diese Frage mit Ja beantwortet. Eine neue Studie kommt nun jedoch zum gegenteiligen Ergebnis. Chemische Analysen des Achselschweißes von Frauen zeigten demnach keine Veränderung im Laufe des Zyklus. Auch männliche Testpersonen bewerteten den Körpergeruch fruchtbarer Frauen nicht als attraktiver. Die Diskrepanz zu früheren Ergebnissen erklärt das Forschungsteam damit, dass die aktuelle Studie eine strengere Methodik genutzt hat.

Im Tierreich signalisieren die Weibchen vieler Spezies deutlich, wann sie paarungsbereit und fruchtbar sind – sei es durch optische oder geruchliche Hinweise. Auch bei uns Menschen hatten einige Studien nahegelegt, dass Männer den Körpergeruch von Frauen in den Tagen rund um den Eisprung attraktiver finden. Viele dieser Studien wiesen allerdings methodische Mängel auf. Unklar war zudem, welche der von der Frau ausgedünsteten chemischen Verbindungen dafür verantwortlich sein könnten, sie in bestimmten Zyklusphasen anziehender wirken zu lassen.

Achselschweiß für die Wissenschaft

Ein Team um Madita Zetzsche von der Universität Leipzig hat nun mit zwei unterschiedlichen methodischen Ansätzen untersucht, ob sich die fruchtbaren Tage menschlicher Frauen tatsächlich erschnuppern lassen. „Wir haben Wahrnehmungs- und chemische Analysen kombiniert, um den Achselgeruch von Frauen während des Ovulationszyklus zu untersuchen“, berichtet das Team. Einbezogen wurden nur heterosexuelle Teilnehmerinnen mit natürlichem Zyklus, die in der Zeit rund um ihre Studienteilnahme nicht rauchten und kein Fleisch aßen, da diese Faktoren den Körpergeruch beeinflussen können.

Die 29 teilnehmenden Frauen klebten sich für die Studie an zehn Abenden Wattepads unter die Achseln und lieferten die Geruchsproben am nächsten Morgen im Labor ab. Die Testtermine waren dabei so verteilt, dass Proben vor, während und nach dem Eisprung gesammelt wurden, mit einem Fokus auf den fruchtbaren Tagen. Bei 16 Teilnehmerinnen sammelten die Forschenden zudem Luftproben aus dem Achselbereich, um diese chemisch zu analysieren. Anhand von Urin- und Speichelproben erfassten sie, in welcher Zyklusphase sich die jeweilige Geruchsspenderin gerade befand und wie hoch ihr Spiegel der Hormone Östrogen und Progesteron war.

Kein attraktiverer Fruchtbarkeits-Geruch

Für den Wahrnehmungstest bat das Team 91 heterosexuelle Männer, an den Wattepads zu schnuppern und anzugeben, wie intensiv, angenehm und attraktiv sie den jeweiligen Geruch fanden. „Unsere Ergebnisse ergaben keinen Hinweis darauf, dass die weibliche Fruchtbarkeit den Körpergeruch der Frau für Männer anziehender macht“, schreibt das Team. Im Gegenteil: „Entgegen unserer Erwartungen empfanden die Männer den Achselgeruch von Frauen in der fruchtbaren Phase als weniger angenehm und weniger attraktiv.“ Statistische Robustheitsanalysen zeigten aber, dass diese negativen Ergebnisse nicht konsistent sind. Sie lassen also nicht die Schlussfolgerung zu, dass Frauen in der Zeit ihres Eisprungs weniger attraktiv riechen.

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Die chemischen Analysen bestätigten die Ergebnisse der Wahrnehmungsstudie. „In unserer Analyse haben wir keine überzeugenden Beweise dafür gefunden, dass Veränderungen in der weiblichen Fruchtbarkeit mit chemischen Variationen in der Zusammensetzung des Achselgeruchs von Frauen zusammenhängen“, schreiben Zetzsche und ihr Team.

Diskrepanz zu früheren Studien

Die Forschenden gehen davon aus, dass die gegensätzlichen Ergebnisse früherer Studien auf methodischen Schwächen beruhen – beispielsweise darauf, dass die Zyklusphase nicht hormonell verifiziert wurde oder dass die männlichen Testpersonen mehrere Proben der gleichen Geruchsspenderin bewerteten. „Mittlerweile stehen uns robustere Methoden zur Verfügung. Es ist daher möglich, dass neuere und methodisch strengere Studien zu anderen Ergebnissen kommen als jene vor zehn Jahren“, erklärt Zetzsche.

Die Forschenden regen an, die Ergebnisse in weiteren methodisch hochwertigen Studien zu überprüfen, um herauszufinden, ob die Abweichung in früheren Studien tatsächlich nur methodisch bedingt waren, oder ob sie auf bisher nicht berücksichtigte biologische Effekte hindeuten. „Wir hoffen, dass wir mit dieser Studie weitere Forschungen inspirieren, die sich intensiver mit der chemischen Komponente des Körpergeruchs auseinandersetzen“, sagt Zetzsches Kollegin Anja Widding. „Bei einigen nicht-menschlichen Primaten konnten mein Team und ich einen Zusammenhang zwischen Körpergeruch und Fruchtbarkeit nachweisen. Insofern interessiert uns sehr, wie sich dieses Phänomen in der Evolution des Menschen entwickelt hat.“

Quelle: Madita Zetzsche (Universität Leipzig) et al., Proceedings of the Royal Society B – Biology Letters, doi: 10.1098/rspb.2023.2712

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