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bdw+ Gesundheit|Medizin

Bedrohliche Pilze

Amphibien etwa sterben teils massenhaft an den Folgen von Pilzinfektionen. Im Fokus steht etwa der aus dem afrikanischen Raum eingeschleppte Chytridpilz, der die Haut der Tiere befällt. Fledermäuse verenden an der Weißnasenkrankheit, die ein Pilz hervorruft. Immer mehr Bananenplantagen sind mit der Pilzkrankheit Tropical Race befallen. Sie lässt die Pflanzen komplett verwelken. Ein Mittel dagegen gibt es bis heute nicht. Betroffene Felder werden brandgerodet und können dennoch nicht wieder mit Bananen bepflanzt werden. Es wird gar befürchtet, dass die bisher dominierende Bananensorte wegen der Pilzkrankheit ganz verschwinden könnte.

Der globale Handel und die weltweite Mobilität erleichtern Pilzen das Reisen, meint Rickerts. Nachgewiesen ist zumindest, dass der tropische Pilz Cryptococcus gattii mit Waren, etwa Holz, Gummi, Kaffee oder Pflanzen, aus Südamerika in die USA und nach Kanada kam. Wie bei den meisten Pilzen ist sein natürlicher Lebensraum eine Nische in der Umwelt. Das können auch Lebensmittel sein. Nutzt der Mensch diese, können die Pilze auch ihn als Wirt erobern. In den USA sorgt Cryptococcus gattii nun für Lungenentzündungen.

Die Verbreitung der Pilze beschleunigt sich noch dadurch, dass sie zusehends robuster werden. So zeigen eine Reihe von Arbeiten, dass die Zunahme von Resistenzen gegen Medikamente aus der Klasse der Azole mit dem massenhaften Einsatz von Fungiziden ebenfalls aus der Kategorie der Azole einhergeht. Obwohl die Arzneien und die Spritzmittel unterschiedliche chemische Molekülstrukturen haben, sind sie sich so ähnlich, dass Resistenzen gegen beide greifen. Eine Reihe wissenschaftlicher Arbeiten belegt, dass Blumenzwiebeln aus den Niederlanden, die in Fungizide getaucht werden, mit azolresistentem Aspergillus fumigatus besiedelt sein können. Mit dem globalen Blumenhandel gelangen sie in alle Erdteile. So unglaublich es klingt: Die schönen Tulpen im Mai und die Lungenentzündungen von Intensivpatienten könnten den resistenten Pilz gemeinsam haben.

Doch es muss noch weitere Gründe geben, weshalb Pilze vor allem in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen wüten. Die große Stunde für die Pilze schlägt, wenn Antibiotika im Übermaß eingesetzt werden, so Danielle Vuichard, Leiterin für Forschung und Entwicklung bei Swissnoso. Die Schweizer Vereinigung von Fachleuten auf dem Gebiet der Infektionskrankheiten betreibt eigene Forschung und will die Ansteckungen in Kliniken und Praxen zurückdrängen. „Sobald viele Breitbandantibiotika gegeben werden, eliminiert man alle Bakterien und die gesunde Flora im Darm und anderen Organen. Den Pilzen macht man damit erst so richtig Platz zum Wachsen.“ Sie geht davon aus, dass der laxere Umgang mit solchen Medikamenten in Spanien und Griechenland eine Ursache für die Ausbreitung in den dortigen Gesundheitseinrichtungen ist. Wer keine Superkeime züchten möchte, muss vor allem die verfügbaren Antibiotika, zu denen auch die Antipilzmittel gehören, viel sorgsamer und gezielter einsetzen.

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Die Charité bekam den Ausbruch mit Candida auris 2021 in den Griff. Beide Patienten überlebten. Wie sich herausstellte, war ein nicht ausreichend desinfiziertes Instrument zur Untersuchung des Kehlkopfes schuld an der Übertragung. Die Betroffenen blieben jedoch auch nach der Entlassung mit der Hefe besiedelt. Selbst mit modernen Medikamenten war es nicht möglich, den Erreger wieder loszuwerden. „Der neue Pilz wird sich nach und nach bei uns ausbreiten. Aber das wird nicht die Ausmaße einer Pandemie annehmen“, glaubt Rickerts. „Gesunde müssen sich nicht persönlich von Pilzen bedroht fühlen.“ 

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SUSANNE DONNER sind Pilze zum Glück bislang vorrangig in der harmlosen Variante begegnet, etwa nach einem Schwimmbadbesuch am Zeh, als sie ein Kind war.

 

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