Anzeige
1 Monat GRATIS testen. Danach zum Jubiläumspreis weiterlesen.
Startseite »

Bedeuten seltene Autoimmunerkrankungen eine kurze Lebenserwartung?

Gesundheit|Medizin

Bedeuten seltene Autoimmunerkrankungen eine kurze Lebenserwartung?
Symbolbild medizinische Forschung
Die Forschungsgrundlage in Bezug auf seltene Autoimmunerkrankungen ist dünn, weshalb Forschende auf die Mitwirkung Betroffener angewiesen sind. © gorodenkoff, GettyImages-

Es gibt zahlreiche Autoimmunerkrankungen. Dabei handelt es sich um eine Fehlsteuerung des Immunsystems, bei der es dazu kommt, dass der Körper eigene Strukturen wie Organe und Zellen angreift. Autoimmunkrankheiten können mitunter sehr gefährlich für den Patienten werden, weil sie im schlimmsten Fall tödlich enden. Nicht immer gibt es gute Therapieformen.

Früherkennung ist der wichtigste Schritt

Forscher beschäftigen sich schon seit Jahren damit, herauszufinden, wie Autoimmunerkrankungen entstehen. Diese Information ist essenziell bei der Früherkennung von Erkrankungen des eigenen Immunsystems. Neben häufig auftretenden und bekannten Autoimmunkrankheiten wie Diabetes Typ 1, Multiple Sklerose (MS) und rheumatoide Arthritis gibt es auch seltene Autoimmunerkrankungen. Der Unterschied liegt hier nicht nur darin, wie viele Menschen von der Erkrankung betroffen sind. Auch die Diagnose ist bei seltenen Autoimmunerkrankungen wie Myasthenia gravis, Lupus erythematodes oder das Guillain-Barré-Syndrom erschwert.

Da die Krankheiten so selten auftreten, gibt es nur eine kleine Forschungsgrundlage und Mediziner testen nicht unbedingt zuerst auf diese Erkrankungen. Dabei kann eine frühe Diagnose Leben retten. Je früher eine Autoimmunerkrankung erkannt wird, desto besser lässt sie sich in den meisten Fällen therapieren. Das bedeutet, dass die Lebenserwartung von Patienten maßgeblich verlängert wird.

Forschung hilft, Therapieformen zu finden

Gerade seltene Autoimmunerkrankungen erfahren heute noch zu wenig Forschung. Da es nur wenig Fälle pro Jahr gibt, ist die Grundlage für Forschende klein. Umso wichtiger ist es, dass sich Betroffene gezielt behandeln lassen, um Daten für Forschungsprojekte zu liefern. Der deutsche Forschungsverbund GAIN, kurz für German multi-organ Auto-Immunity Network, versucht nicht nur, zu entschlüsseln, welche Gene für Autoimmunerkrankungen verantwortlich sein könnten. Darüber hinaus möchten die Forschenden herausfinden, wie sich Autoimmunerkrankungen therapieren oder unter Umständen sogar heilen lassen.

Betroffene, die die Möglichkeit haben, an Studien oder Umfragen zu ihrer Autoimmunerkrankung teilzunehmen, sollten diese Möglichkeit deshalb dringend wahrnehmen. Insbesondere bei seltenen Krankheiten kann die Teilnahme dabei helfen, Therapieformen zu finden, die langfristig Erfolg versprechen.

Anzeige

Autoimmunerkrankungen sind vielfältig!

Ein Thema, das die Forschung für Mediziner erschwert, ist, dass sich Autoimmunerkrankungen auf unterschiedlichste Weise äußern. Es gibt nicht „die eine Autoimmunerkrankung“ oder „das eine Symptom“, das sie alle vereint. Grundsätzlich lässt sich unterscheiden in organspezifische und systemische Krankheiten. Zu den organspezifischen Autoimmunkrankheiten gehören Diabetes Typ 1, Morbus Crohn oder Morbus Basedow (eine Erkrankung der Schilddrüse). Systemische Autoimmunerkrankungen machen sich im gesamten Körper an unterschiedlichen Orten bemerkbar. Hier gibt es Übergangs- und Mischformen, die eine Diagnose und Therapie noch schwieriger machen. Rheumatoide Arthritis, Polymyositis (eine Entzündung der Muskulatur) und das Sjögren-Syndrom (eine Autoimmunerkrankung gegen exokrine Drüsen) gehören zu den systemischen Varianten.

Auch die Ursachen für Autoimmunerkrankungen können vielseitig sein. Neben einer gestörten Regulation des Immunsystems können Stress, genetische Faktoren, Umweltschadstoffe und Viren, Bakterien oder Parasiten an der Entstehung beteiligt sein. Diese Vielfalt erschwert die Diagnosestellung und Therapie weiter. Das führt dazu, dass sich die meisten Autoimmunerkrankungen bislang nur symptomatisch behandeln lassen.

Da es mittlerweile weltweit viele Forschungsteams zu Autoimmunerkrankungen gibt, gibt es auch immer neue Ansätze und Erkenntnisse. So haben Forschende der Harvard Medical School in Boston vor einigen Jahren die Theorie aufgestellt, dass die Augenerkrankung Grüner Star auf eine Autoimmunreaktion zurückzuführen sein könnte. Langfristig könnten die Forschungsergebnisse des US-Teams dazu beitragen, eine Therapieform gegen Grünen Star zu finden, die den Krankheitsverlauf hemmt. Dies könnte Millionen Menschen weltweit davor schützen, zu erblinden.

Fazit: Therapie rettet Leben

Die Erforschung von Autoimmunkrankheiten ist ein wichtiger Schritt dahin, die Lebenserwartung von Betroffenen zu verlängern. Die Früherkennung ist dabei die wichtigste Säule, da mit ihr der Therapieplan steht und fällt. Je früher Ärzte eine Diagnose stellen und einen Patienten richtig behandeln können, desto länger kann er mit seiner Erkrankung ein weitgehend normales Leben führen. Hier ist allerdings zu sagen, dass die Vielfalt der Autoimmunkrankheiten es schwierig macht, eine allgemeingültige Aussage zu treffen. Unterschiedliche Erkrankungen treten in unterschiedlicher Schwere auf. Manche Betroffenen merken zeit ihres Lebens praktisch nicht, dass sie an einer Autoimmunkrankheit leiden, andere haben schon in frühester Kindheit mit schwerwiegenden Symptomen zu kämpfen. In jedem Fall ist es auf den individuellen Fall angepasste Therapie essenziell, um die Lebenserwartung zu maximieren.

06.11.2023

Anzeige
Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Youtube Music
Dossiers
Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

♦ Elek|tro|ne|ga|ti|vi|tät  〈[–vi–] f. 20〉 Maß für die Fähigkeit eines Atoms, in einem Molekül Elektronen von Nachbaratomen anzuziehen

♦ Die Buchstabenfolge elek|tr… kann in Fremdwörtern auch elekt|r… getrennt werden.

Gelb|ling  〈m. 1; Bot.〉 1 = Pfifferling 2 Angehöriger einer Gattung der Rosengewächse: Sibbaldia … mehr

Ka|bi|nett  〈n. 11〉 1 kleines Zimmer, Nebenraum 2 Raum für Kunstsammlung (Kunst~, Kupferstich~) … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige