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Antibabypille: Nur noch einmal im Monat?

Gesundheit|Medizin

Antibabypille: Nur noch einmal im Monat?
Antibabypille
Eine Pille für jeden Tag - das könnte künftig der Vergangenheit angehören. (Bild: areeya_ann/ istock)

Bisher muss die Antibabypille täglich geschluckt werden. Doch das könnte sich in Zukunft ändern: Forscher haben eine Pille entwickelt, bei der die Einnahme nur einmal im Monat erfolgt. Dank einer speziellen Konstruktion werden ihre Wirkstoffe dann über einen Zeitraum von mehreren Wochen in konstanten Dosen im Magen freigesetzt. In ersten Tests mit Schweinen hat sich das Prinzip bereits bewährt. Schafft es die neue Antibabypille eines Tages in die Apothekenregale, wäre dies für viele oral verhütende Frauen eine große Erleichterung – gerade für die vergesslichen.

Die Antibabypille ist eines der sichersten Verhütungsmittel und zugleich eines der beliebtesten. Viele Frauen bevorzugen die Einnahme der Tabletten als Schutz vor Schwangerschaften, weil sie einfach anzuwenden sind. Der Nachteil solcher Hormonpräparate ist jedoch: Sie müssen täglich eingenommen werden. Wer die Pille vergisst, erhöht damit das Risiko einer unerwünschten Empfängnis – und das passiert gar nicht so selten. Laut einer internationalen Umfrage versäumen immerhin 40 bis 50 Prozent der Frauen innerhalb von drei Monaten mindestens eine Einnahme. Ein ähnlicher Anteil nimmt die Pille mitunter nicht zu den richtigen Zeiten ein.

Ein Stern mit besonderer Ladung

All diesen Frauen könnte künftig eine neuartige Antibabypille helfen: Ameya Kirtane vom Massachusetts Institute of Technology in Cambridge und seine Kollegen haben eine Variante dieses Verhütungsmittels entwickelt, die nur einmal im Monat eingenommen wird. Das tägliche Dran-denken-müssen wäre damit passé und die Verhütung womöglich verlässlicher – denn Studien legen nahe, dass nur wöchentlich oder monatlich eingenommene Medikamente seltener vergessen werden. Wie aber funktioniert das? Die neue Pille der Forscher besteht aus einer Gelatine-Kapsel mit besonderem Inhalt. Diesen gibt die Kapsel frei, sobald sich die Gelatine im Magen auflöst. Zum Vorschein kommt dann ein sternförmiges System aus Polymeren, das sich im Magen entfaltet und sechs kleine Ärmchen ausfährt. Es ist dann so groß, dass es nicht durch den Magenpförtner (Pylorus) in den Darm gelangen kann.

Der Clou: In den Ärmchen dieses Systems steckt eine für mehrere Wochen ausreichende Dosis des Gestagens Levonorgestrel – ein gängiger Wirkstoff der Antibabypille. Dank einer speziellen Polymerkombination sind diese Behälter einerseits stabil und geben gleichzeitig nach und nach ihre Wirkstoff-Ladung frei. Durch Veränderungen der Materialzusammensetzung lässt sich die Freisetzungsrate dabei gezielt variieren, wie die Wissenschaftler berichten. Um zu überprüfen, wie gut die Hormonabgabe funktioniert, testeten sie ihre Entwicklung an Schweinen. Dabei zeigte sich: Das System gab das Medikament bis zu einen Monat lang in einer nahezu konstanten Rate ab. Im Blut zeigten sich dadurch ähnliche Wirkstoffkonzentrationen wie bei der täglichen Einnahme einer Levonorgestrel-Pille.

Statt Spirale und Co

“Diese Arbeit ist unserer Kenntnis nach das erste Beispiel für eine Einmonatspille”, konstatiert Kirtanes Kollege Robert Langer. “Wir hoffen, dass sich daraus eines Tages neue Verhütungsoptionen für Frauen ergeben.” Obwohl es bereits langfristig wirksame Verhütungsmittel wie die Spirale gibt, habe eine solche Antibabypille großes Potenzial, ist Kirtane überzeugt: “Einige Frauen bevorzugen es, ein Medikament oral einzunehmen, anstatt sich etwas einsetzen oder implantieren zu lassen.” Für eine Anwendung am Menschen würden die Wissenschaftler ihre Kapsel so konzipieren, dass sie nach drei oder vier Wochen auseinanderfällt und den Körper durch den Verdauungstrakt verlässt. Derzeit forschen sie unter anderem an Wegen, die Ärmchen zum richtigen Zeitpunkt von dem System zu trennen und die Materialzusammensetzung zu verfeinern.

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Grundsätzlich lässt sich die Methode nicht nur für hormonelle Verhütungsmittel, sondern auch für andere medizinische Zwecke nutzen. Tatsächlich hat Kirtanes Team zuvor bereits ähnliche Freisetzungssysteme für HIV-Medikamente und Malaria-Mittel entwickelt. “Wir haben jedoch schon früh an die Vorteile solcher Systeme für die Familienplanung gedacht. Wir wollen Frauen in Sachen Verhütung stärken und sind froh, heute von unseren Fortschritten berichten zu können”, schließt Kirtanes Kollege Giovanni Traverso.

Quelle: Ameya Kirtane (Massachusetts Institute of Technology, Cambridge) et al., Science Translational Medicine, doi: 10.1126/scitranslmed.aay2602

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