Das Thema „Wohnen“ ist omnipräsent. Jeder Mensch wohnt irgendwo. Doch Sinn und Zweck einer Wohnung haben sich im Lauf der Jahrhunderte verändert. In den bewohnten vier Wänden, egal ob Eigentum oder Mietobjekt, zeigt sich heute die Persönlichkeit. Eine Wohnung ist zwar nicht mehr primär zum Schutz vor der Witterung und wilden Tieren da, und doch ist sie mehr denn je zum Safe Space geworden.
Mit Blick darauf, dass Wohnen und Arbeiten immer mehr miteinander verschmelzen, aber heutzutage mehr Wert auf mentale Gesundheit und Rückzugsräume gelegt wird, stellt sich zurecht die Frage: Wie lässt sich das vereinbaren? Und wie hat sich das Wohnen im Vergleich zu früher verändert?
Eine Reise durch die Wohngeschichte
Am Anfang war die Sesshaftigkeit. Sie markiert den Beginn der Wohnkultur seit der Neolithischen Revolution. Die ältesten archäologischen Funde weisen Häuser ab 5500 v. Chr. nach. Die Menschen wohnten als Großfamilien gemeinsam mit ihrem Vieh unter einem Dach. Doch schon davor gab es soziologische Gemeinschaften.
Die römischen Besatzer brachten zwischen dem 1. und 5. Jahrhundert verschiedene Wohnformen nach ganz Europa. Speziell den Hausbau betreffend wurde zwischen Stadthaus (hier sei das Atriumshaus genannt) und Landhaus (die klassische Villa Rustica) unterschieden.
Erst ab dem 12. und 13. Jahrhundert fand ein erneuter Wandel statt, bei dem die Wohnstallhäuser auf dem Land durch einen dritten Raum erweitert wurden. Neben Wohnbereich und Stallbereich etablierte sich ein Dielenraum.
Im Spätmittelalter wurden die Lebensräume von Eltern, Kindern und Gesinde mehr unterteilt. Im frühen 16. Jahrhundert war es die Kaufmannsfamilie Fugger, die das erste und bis heute existierende Wohnkonzept der Sozialsiedlung entwickelte: die Fuggerei.
Erst im 19. Jahrhundert wurde das Wohnen individueller gestaltet. Es entstanden verschiedene Rückzugsräume, wie das Herrenzimmer oder der Salon. Das ärmere Kleinbürgertum versuchte ebenfalls an die Wohnkultur der höheren Schicht anzuknüpfen, wenngleich in geringerem Umfang.
Die heutige Sicht des Wohnens
Mit der Urbanisierung und Industrialisierung hat das Wohnen den letzten entscheidenden Schritt gemacht. Seit der Entstehung der Moderne hat sich in uns manifestiert, wie Wohnen auszusehen hat. Laut der beiden Soziologen Hartmut Häußermann und Walter Siebel charakterisieren vier beziehungsweise fünf Merkmale den Idealtypus des modernen Wohnens. Alle Merkmale tauchen auch schon in den vormodernen Epochen auf, vereinzelt muss man für die aktuelle Zeit allerdings einen kritischen Blick darauf werfen.
Trennung von Arbeit und Wohnen
In Zeiten von Homeoffice wird dieser Punkt zugegebenermaßen etwas schwammig. Zwischenzeitlich gab es eine konkrete Trennung von Wohnen und Arbeiten, indem man die Wohnung zur Erwerbstätigkeit verlassen hat. Mit der wachsenden Digitalisierung und Beginn der Corona-Krise hat sich jedoch gezeigt, dass Homeoffice eine legitime Arbeitsform geworden ist. Um zuhause mental zwischen Arbeit und Freizeit wechseln zu können, bietet es sich an, seine Tätigkeit in ein Büro zu verlagern, bei dem man nach Ende der Arbeitszeit einfach die Tür schließt.
Das Zusammenleben von Familienmitgliedern
Noch heute leben in den meisten Fällen Familienmitglieder unter einem Dach – WGs einmal ausgenommen. Zwischenzeitlich wurde der Kreis derer, die sich ein Haus teilen, auf die Kernfamilie reduziert, aber mittlerweile finden viele Familien wieder Gefallen am Mehrgenerationenwohnen. Das hat den Vorteil, dass die Großeltern auf die Enkel aufpassen können, während die Eltern für die ältere Generation die alltäglichen Besorgungen mit übernehmen. Eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten. Dennoch ist diese Form des Wohnens nicht für jeden etwas und manch einer gibt nur ungern seine Privatsphäre auf.
Die Wohnung als Rückzugsort
Während Corona wurde es zeitweise zum Zwang, sich in den eigenen vier Wänden aufzuhalten, doch mittlerweile ist bei vielen die Wohnung freiwillig zum persönlichen Rückzugsort geworden. Hier lässt es sich entspannen und in stressigen Zeiten runterkommen, indem der Alltag ausgesperrt wird. Ob Stadtmensch oder Landmensch, ob Altbau oder Neubau, mit ein wenig Geduld kann jeder seinen persönlichen Rückzugsort finden, der ins Budget passt.
Die Wohnung als Ware
Heute ist eine Wohnung nicht mehr nur Wohnraum, sondern eine begehrte Ware. Jeder Haushalt muss sich selbst mit angemessenem Wohnraum versorgen, nur im finanziellen Notfall gibt es Hilfe von oben. Zwar gibt es viele Leerstände, trotzdem ist die Wohnungssuche ein heißes Pflaster. Mit der Entwicklung von Wohnraum als Ware hat sich zudem eine neue Berufsgruppe herausgebildet: die Immobilienmakler. Sie helfen einerseits bei der Suche nach Wohnraum, andererseits bei der Suche nach Mietern oder Käufern.
Wie bei allen Waren gibt es dafür Experten, die sich mit Kauf und Verkauf auskennen. Natürlich soll für alle Seiten das Beste dabei rausspringen. Diskretion und Zuverlässigkeit sind zwei Aspekte, die die Makler in Hildesheim ausmachen.
Der technische Einfluss
Aus einer simplen Feuerstelle hat sich ein Heizungssystem entwickelt, aus einem Brunnen wurden Wasser- und Sanitärinstallationen. Der technische Fortschritt zeichnet maßgeblich den Wohnraum aus. Heute sind es Smart Homes, die uns anziehen, früher war es vielleicht ein Kamin. Wohin die technische Reise in den nächsten Jahren gehen wird, ist ungewiss.
Fazit
Mit dem Wohnen ist es wie mit der Mode: Alles kommt noch einmal zurück. Von den Wohnstallhäusern als Urform der Vereinbarkeit von Wohnen und Arbeiten unter einem Dach bis zum Mehrgenerationenwohnen, das über viele Jahrhunderte praktiziert wurde, gilt beim Wohnen: Erlaubt ist, was gefällt und womit man sich wohl fühlt.
31.07.2023