Die entscheidende Frage ist heute natürlich: Waren die damaligen Streitereien der Landespolitik geschuldet oder verraten sie nicht vielmehr ein mangelhaftes umweltpolitisches Profil des SPD-Mannes? Man kann viel darüber spekulieren. Denn Steinbrück äußert sich seit Jahren wenig zur Umweltpolitik, sie scheint ihn kaum zu bewegen – was nicht unbedingt schlecht ist, denn er würde sie als Kanzler vermutlich nicht zur Chefsache erklären und stattdessen seinen grünen Partnern viel Raum zur Entfaltung lassen. Nur eines ist von Steinbrück in Sachen Ökologie bekannt: Er ist kein Liebhaber der Energiewende. Sie ist ihm zu teuer und geht ihm zu schnell. Nun ist die Energiewende jedoch nicht irgendein Umweltthema, sondern das zentrale. In einer künftigen Rot-Grünen-Koalition unter Steinbrück wären also wieder alte Konflikte programmiert.
Die Liebe zu den Grünen kann es nicht sein, die den SPD-Kandidaten alle anderen politischen Koalitionen so kategorisch ausschließen lässt. Mit einem eindeutigen Bekenntnis zu Rot-Grün lässt sich jedoch viel leichter ein harter Lagerwahlkampf führen. Man kann Steinbrück keinen Wankelmut vorwerfen und kein Paktieren mit den Linken, was offenbar noch immer allergische Reaktionen auslöst. Steinbrück hat erkannt: Ein Kandidat, der sich alle Koalitionsoptionen offenhält, hat gegen die Meisterin der Unentschiedenheit, Angela Merkel, keine Chance. Nur deshalb also Rot-Grün.