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Weniger Fleischkonsum nach Veggi-Aktion

Nachhaltigkeit

Weniger Fleischkonsum nach Veggi-Aktion
Wie wirkt sich ein Monat ohne Fleisch im Mensa-Angebot langfristig aus? © zoranm/iStock

Ein nachhaltiger Effekt im doppelten Sinne: Ein Monat mit rein vegetarischem Angebot in einer Mensa der Universität Bonn hat zu einem anhaltend geringerem Fleischkonsum geführt, berichten Forschende. In den acht Wochen nach dem Veggi-Monat blieb der Fleischverbrauch demnach sieben bis zwölf Prozent unter dem Niveau der Zeit vor der Aktion. Dieser Effekt war hauptsächlich auf ein positives Erlebnis der vegetarischen Mahlzeiten zurückzuführen, geht aus den Studienergebnissen hervor.

Wurst, Burger, Schnitzel …: Für viele Menschen sind Fleischprodukte die Hauptsache an einer Mahlzeit. Besonders in Deutschland werden dadurch jährlich gigantische Mengen an Erzeugnissen aus der Massentierhaltung vertilgt. Doch dabei handelt es sich bekanntlich um ein Konsumverhalten, das aus verschiedenen Gründen problematisch ist: Neben den gesundheitlichen Risiken ist übermäßiger Fleischverbrauch mit viel Tierleid verbunden. Außerdem wirkt er sich negativ auf die Umwelt sowie das Klima aus, denn der CO₂-Fußabdruck fällt bei der Fleischproduktion um ein Vielfaches größer aus als bei der Herstellung von pflanzlichen Nahrungsmitteln. Maßnahmen, die zu einer Einschränkung des Konsums tierischer Produkte beitragen, können somit in vielschichtiger Weise dem Wohl der Gesellschaft dienen.

Die Studie von Anna Schulze Tilling von der Universität Bonn und Charlotte Klatt von der Universität Kassel belegt nun, dass sich „Veggi-Aktionen“ tatsächlich langfristig günstig auf das Konsumverhalten von Menschen auswirken können. Die beiden Ökonominnen haben ein Projekt in der Bonner Mensa am Hofgarten wissenschaftlich begleitet: Dort wurde der Mai 2023 zum fleischlosen Monat ausgerufen. In dieser Zeit waren alle Gerichte im Angebot nur noch vegetarisch oder vegan.

Der Wirkung des Veggi-Monats auf der Spur

“Die zentrale Frage bei unserer Studie lautete: Kann solch eine Initiative auch längerfristig zu einer Verhaltensänderung führen?”, sagt Klatt. Um ihr nachzugehen, werteten die Wissenschaftlerinnen die Verkäufe während und nach dem vegan-vegetarischen Monat aus. Die Grundlage bildeten die anonymisierten Daten der Mensa-Kassen. Sie umfassten mehr als 117.000 Portionen, die von mehr als 4500 Besuchenden verzehrt wurden. “Besonders interessierte uns der Fleischanteil unter den verkauften Hauptkomponenten nach dem fleischlosen Monat”, sagt Schulze Tilling.

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Zusätzlich führten die Forscherinnen eine Befragung vor dem Veggie-Monat sowie acht Wochen danach durch. Daran nahmen rund 900 Mensa-Gäste teil. Im Fokus standen dabei grundlegende Einstellungen zum Fleischkonsum und vegetarischen Alternativen. Die zweite Umfrage sollte eventuelle Veränderungen der Meinungen nach der Aktion aufzeigen. Außerdem sollte sie beleuchten, ob die Befragten auch in Zukunft mehr vegan-vegetarische Gerichte essen wollen und was sie von regelmäßigen Veggi-Aktionen halten.

Wie die Forscherinnen berichten, ging aus den Auswertungen der Kassendaten hervor, dass sich der Fleischkonsum nach der Aktion tatsächlich auf ein niedrigeres Niveau einstellte als zuvor. “Wir schätzen, dass sich der Anteil der verkauften fleischhaltigen Hauptkomponenten durch die Intervention um sieben bis zwölf Prozent reduziert hat, verglichen mit der Zeit davor”, berichtet Anna Schulze Tilling. Aus den Ergebnissen ging zudem hervor, dass die Aktion auch der Beliebtheit der Mensa nicht geschadet hat, oder zu einer Verschiebung des Publikums führte: Die Wissenschaftlerinnen stellten fest, dass sich Stammgäste nach dem Veggie-Monat beim Mensabesuch durchschnittlich seltener für das Fleischgericht entscheiden als vorher. “Die Intervention scheint also tatsächlich das Konsumverhalten der Gäste beeinflusst zu haben”, resümiert Klatt.

Auf den Geschmack gekommen

Doch was war der ausschlaggebende Punkt? Wie aus den Auswertungen der Umfragen hervorging, war dafür offenbar weniger der „Zeigefinger-Effekt“ verantwortlich, sondern eher eine kulinarische Ursache. „Wir fanden wenig bis keine Hinweise darauf, dass die Intervention die wahrgenommenen sozialen Normen verändert hat“, schreiben die Autorinnen. Die Umfrageergebnisse deuten dagegen darauf hin, dass die Reduzierung des Fleischkonsums größtenteils darauf zurückzuführen war, dass die Mensa-Gäste im Rahmen der Aktion entdeckt haben, dass ihnen bestimmte fleischlose Speisen gut schmecken. Außerdem zeigten die Umfragen eine überwiegend positive Einstellung gegenüber Veggi-Aktionen auf: Rund die Hälfte der Befragten wären demnach nun mit einem fleischlosen Monat pro Jahr einverstanden. Einen Veggie-Day pro Woche befürworten dagegen sogar 75 Prozent und 80 Prozent sprachen sich für eine Erweiterung des vegan-vegetarischen Angebots aus.

Die Studie kann zwar keine konkreten Empfehlungen liefern, wie Mensen, Schul- und Betriebskantinen ihr Menü gestalten sollten. Aber sie kann zumindest grundlegende Hinweise dazu liefern, wie sich ein nachhaltigeres Konsumverhalten günstig beeinflussen lässt. “Unsere Studie zeigt, dass auch kurzfristige Initiativen längerfristig zu einer Reduktion des Fleischkonsums führen können, wenn sie beispielsweise Menschen dazu bringen, neue Gerichte auszuprobieren”, sagt Schulze Tilling abschließend.

Quelle: Universität Bonn, Fachartikel: ECONtribute Discussion Paper No. 315

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