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WARUM WIR BABYS SO SÜSS FINDEN

Gesellschaft|Psychologie Gesundheit|Medizin

WARUM WIR BABYS SO SÜSS FINDEN

Ein rundes Gesicht, große, weit auseinanderstehende Kulleraugen und tapsige Bewegungen – dieses Wesen muss man einfach mögen. 1943 prägte der österreichische Verhaltensforscher Konrad Lorenz dazu den Begriff „Kindchenschema”. Menschliche Babys und viele Tierkinder entsprechen diesem Schema. Wer sie beobachtet, kann sich ihrem Charme kaum entziehen. Eine Vielzahl von Forschungen hat die Wirkung des Kindchenschemas auf Erwachsene inzwischen bestätigt, aber eine genaue Erklärung gab es bislang nicht.

Evolutionär gesehen ist das Kindchenschema sehr sinnvoll: Die „ niedlich” signalisierenden Merkmale steigern die Bereitschaft zur Fürsorge und sichern so das Überleben des Nachwuchses. Fest steht: Je ausgeprägter die kindlichen Züge sind, desto stärker fühlen sich vor allem Frauen angezogen. Über die neurobiologischen Grundlagen dieses Impulses, der für altruistisches und fürsorgliches Verhalten sorgt, war bisher so gut wie nichts bekannt. Jetzt haben deutsche und amerikanische Forscher entdeckt: Das Kindchenschema wirkt im Hirn wie eine Droge, die das Belohnungszentrum aktiviert.

Die bahnbrechende Untersuchung stammt von Melanie L. Glocker und Norbert Sachser von der Universität Münster und einem Team um Ruben C. Gur von der University of Pennsylvania in Philadelphia. Die Neurowissenschaftler veränderten am Computer Fotos von Babys so, dass sie niedrigere oder höhere Kindchenschema-Werte aufwiesen: Die Forscher vergrößerten oder verkleinerten die Augen und rundeten oder streckten die Kopfform. Dann betrachteten weibliche Testpersonen die Fotos, während ihr Gehirn mittels Magnetresonanztomographie gescannt wurde. Ergebnis: Mit zunehmenden Kindchenschema-Werten erhöhte sich die Aktivität im Nucleus accumbens. Diese Hirnregion gilt als Belohnungszentrum. Sie ist zuständig für Verhalten, für das man eine Belohnung erwartet, löst Glücksgefühle aus und spielt bei Drogensüchtigen eine wichtige Rolle. „Die Ergebnisse bieten Einblick in die biologischen Grundlagen menschlichen Fürsorgeverhaltens”, sagt Glocker. „Sie erklären den Impuls, sich um alles zu kümmern, was einem Baby ähnelt.” Glocker ist überzeugt, dass im Gehirn von Männern ähnliche Prozesse stattfinden, wenn auch in abgeschwächter Form.

Redaktion: Hans Groth, nachrichten@bild-der-wissenschaft.de

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