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Warum Handschreiben beim Lernen hilft und auch im digitalen Zeitalter unverzichtbar bleibt

Gesellschaft|Psychologie

Warum Handschreiben beim Lernen hilft und auch im digitalen Zeitalter unverzichtbar bleibt
Symbolbild Handschrift
Bild: pixabay.com, StockSnap (CC0 Ctreative Commons)

Ob in der Schule, in der Uni oder im Berufsleben: Immer weniger Menschen schreiben im Alltag mit der Hand. Aus wissenschaftlicher Sicht ist es durchaus sinnvoll, regelmäßig mit der Hand anstatt mit der Tastatur zu schreiben. Denn mit dem motorischen, handschriftlichen Schreibprozess sind eine Reihe von Vorteilen für das Gehirn und die allgemeine Lernleistung verbunden.

Das Gehirn verarbeitet Informationen besser

In unterschiedlichen Studien fanden Neurowissenschaftler heraus, dass unser Gehirn handschriftlich notierte Informationen besser verarbeitet. Einen Beleg dafür liefert ein Experiment, bei dem sich die Teilnehmer und Teilnehmerinnen Filme mit Vorträgen anschauten. Während sich die eine Hälfte der Probanden mit dem Laptop Notizen machte, schrieb die andere Hälfte mit der Hand mit. Dabei trugen die Probanden über eine Dauer von rund 45 Minuten eine EEG-Kappe. Die daran befestigten Elektroden erfassen kleinste elektrische Gehirnimpulse, welche die Forscher und Forscherinnen anschließend analysierten. Ihre Ergebnisse fielen eindeutig aus: Im Nachhinein konnten sich diejenigen, die sich handschriftliche Notizen machten, deutlich besser an komplexe Zusammenhänge erinnern als die am Laptop tippenden Testpersonen.

Eine Erklärung dieser Ergebnisse liefert der Schreibprozess selbst. In aller Regel schaffen Menschen, die mit dem Laptop tippen, viele Anschläge pro Minute. Dementgegen benötigen handschriftliche Notizen mehr Zeit. So müssen die Schreibenden schon unmittelbar bei ihrer Tätigkeit selektieren und Informationen gezielt auswählen. Bei diesem Prozess verarbeitet das Gehirn Informationen anders, sodass neuronale Verknüpfungen entstehen. Deshalb können sich Handschreibende in aller Regel auch nach dem Schreibprozess besser an die Inhalte erinnern als diejenigen, die mit Tastatur und Maus arbeiten. Gleichzeitig betonten die Wissenschaftler, dass die Stiftform das Ergebnis nicht beeinflusse. Auch mit einem digitalen Stift und einem Touchscreen lasse sich der positive Effekt beobachten. Somit müssen Lernende nicht zwingend in altmodischer Form mit Stift auf Papier schreiben. Vielmehr gehe es um den motorischen Schreibprozess an sich, der sich mit einem digitalen Stift ebenso ausführen ließe wie mit einem gewöhnlichen Kugelschreiber.

Schreiben mit der Hand aktiviert mehrere Hirnareale

Bildgebende Verfahren, wie die vom Universitätsklinikum Carl Gustav Carus erklärte, funktionelle Magnetresonanztomographie, zeigen: An der Verarbeitung von Sprache beteiligen sich verschiedene Hirnareale. Dies gilt sowohl für das Schreiben mit der Hand oder auch fürs Erlernen einer neuen Fremdsprache. Durch den gleichzeitigen Bewegungs- und Denkprozess werden beide Gehirnhälften aktiviert. Neben dem feinmotorischen Areal werde außerdem das fotografische Gedächtnis angesprochen. Beim Tippen auf der Tastatur sei diese Aktivität in den Gehirnbereichen nur eingeschränkt oder überhaupt nicht beobachtbar. Da sowohl die rechte, als auch die linke Gehirnhälfte am handschriftlichen Schreiben beteiligt sind, entstehen nachweislich komplexere und kreativere Texte.

Kinder lernen handgeschriebene Buchstaben besser

Auch Kinder profitieren vom handschriftlichen Schreibprozess. Es gibt Hinweise darauf, dass sich Vorschulkinder, die noch nicht lesen und schreiben können, Buchstaben besser einprägen. Diese These untersuchten deutsche Forscherinnen und Forscher mithilfe eines Trainings. Sie ließen Kindergartenkinder per Tastatur oder mit dem Stift Buchstaben erlernen. Im Ergebnis konnte man die Buchstaben bei den handschriftlich schreibenden Kindern besser erkennen.

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Allerdings sei es nicht in jeder Situation sinnvoll und gewinnbringend, mit der Hand zu schreiben. Haben Kinder mit der deutschen Sprache Probleme und nutzen bei Anbietern wie Tutorspace online Eins-zu-eins-Nachhilfe, profitieren sie vom Tastaturschreiben. Denn: Das Tippen auf der Tastatur entlastet das Arbeitsgedächtnis. Schülerinnen und Schüler können sich bei der Nachhilfe folglich besser auf die stofflichen Probleme wie die Rechtschreibung oder das Formulieren konzentrieren. Dies wirkt sich schlussendlich positiv auf die Lernerfolge aus.

Wer mit der Hand schreibt, fördert das kritische Denken

Beim handschriftlichen Notieren ergibt sich noch ein weiterer Effekt: Durch das Selektieren von Informationen wird das kritische Denkvermögen gefördert. Dies trifft insbesondere auf Personen zu, die ihre Mitschriften in verschiedenen Farben gestalten. Denn die unterschiedlichen Farbcodes helfen beim Erkennen von komplexen Strukturen und Zusammenhängen. Langfristig können Schreibende dadurch kritischer denken sowie komplexe Probleme besser lösen.

Handschriftliches Schreiben stärkt die Gedächtnisleistung

Wer handschriftlich schreibt, übt eine motorische Handlung aus. Dabei entsteht ein unbewusster Lernprozess, da sich die Wahrnehmung mit jeder handschriftlichen Notiz verbessert. Beim Schreibprozess aktiviert sich das motorische System gemeinsam mit den fürs Visuelle zuständigen Hirnarealen. Wie von selbst verbindet das Gehirn die Worte oder Zahlen mit Bildern und stellt eine Verknüpfung her. Diese Verbindung aus dem geschriebenen Inhalt und der motorischen Bewegung erzeugt eine sogenannte Gedächtnisspur. Da das Gehirn das Geschriebene abspeichert, fällt das Lernen leichter. Neurowissenschaftler sprechen hierbei von einer kinästhetischen Erleichterung. Aber auch die allgemeine Gedächtnisleistung wird durch die Zusammenfassung der Inhalte gestärkt.

Außerdem lassen sich handgeschriebene Texte nicht so einfach korrigieren wie Notizen am Computer. Auch dadurch befinden sich Schreibende in einem achtsamen Zustand und trainieren durch die damit verbundene Konzentration ihr Gedächtnis. Hinzu kommt, dass beim Schreiben auf Papier weniger Ablenkung als bei einem digitalen Endgerät besteht. Durch das puristische Setting ohne E-Mails und andere digitale Inhalte fokussiert sich das sequenziell funktionierende Gehirn ausschließlich auf eine Sache: das Schreiben.

Handschrift und Tastatur nicht als Konkurrenten sehen

Anhand der hier genannten Vorteile wird deutlich, dass die Handschrift auch bei zunehmender Digitalisierung weiterhin relevant ist. Vor allem in der Schule hat sie nach wie vor einen hohen Stellenwert und trägt maßgeblich zum Lernerfolg bei. Dennoch sollte die Handschrift nicht mit Maus und Tastatur konkurrieren. Vielmehr ist es angebracht, beide Methoden – das Tastschreiben ebenso wie die Handschrift – situationsabhängig anzuwenden. Für den normalen Unterricht empfehlen Experten nach wie vor handschriftliche Notizen, damit sich die Schülerinnen und Schüler den Stoff besser einprägen. Hingegen eignet sich die Tastatur, wenn es darum geht, schnelle und vollständige Mitschriften anzufertigen. Nützlich sei dies zum Beispiel für Studenten, die eine Hausarbeit oder eine andere schriftliche Leistung erbringen müssen. Schlussendlich bringen beide Arten ihre Vorzüge mit und bleiben laut Studienergebnissen des Bildungs- und Erziehungsverbands (PDF-Doc) wichtige Lern- und Kommunikationsmittel.

01.03.2024

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