An der Studie der Forscher um Yonat Zwebner von der Hebräischen Universität von Jerusalem nahmen Hunderte von Probanden in Israel und Frankreich teil. Die Wissenschaftler präsentierten ihnen Fotos von Gesichtern, denen sie einen Vornamen zuordnen sollten. Zur Auswahl standen jeweils vier Namen, von denen einer der richtige war. Die Probanden sollten beispielsweise die Frage beantworten: “Sieht dieser Mann Ihrem Gefühl nach aus wie ein Jakob, Dan, Josef oder Nathaniel?”
Sogar ein Computer liegt häufig richtig
Die Auswertungen ergaben: Die Teilnehmer konnten den Bildern signifikant besser den richtigen Namen zuordnen, als es dem Zufall entsprechen würde. Dies galt allerdings nur für Abbildungen von Personen der eigenen Kultur: Franzosen lagen nur bei ihren Landsleuten mit der Namensvermutung auffallend häufig richtig – Israelis konnten sie nicht besser als dem Zufall entsprechend zuordnen und umgekehrt.
Dass es sich nicht um einen statistischen Fehler handelt, konnten die Forscher dadurch belegen, dass sie sogar einem Computer beibringen konnten, häufig auf den richtigen Namen zu tippen. Sie entwickelten dazu einen Lern-Algorithmus, der Gesichts-Merkmale mit dem Namen verknüpft. In diesem Experiment, das über 94.000 Gesichtsbilder umfasste, war der Computer am Ende ebenfalls signifikant treffsicher darin, den richtigen Namen zu erraten.
Wie ist das möglich?
Die Forscher gehen davon aus, dass der Effekt auf kulturelle Stereotypen zurückzuführen ist, die mit einem Namen verbunden sind. Demnach passen einige Menschen ihr Aussehen unbewusst dem an, was man beispielsweise von einem Markus oder einer Angela erwartet. “Wir kennen einen solchen Prozess von anderen Stereotypen wie Ethnizität und Geschlecht, bei denen manchmal die klischeehaften Erwartungen anderer beeinflussen, wie wir uns selbst gestalten”, sagt Zwebner. “Frühere Studien haben außerdem bereits gezeigt, dass es tatsächlich Stereotypen gibt, die bestimmten Namen angehängt werden. Wir glauben, dass diese Stereotypen beeinflussen, wie ein Mensch sein Aussehen gestaltet”, so der Wissenschaftler.
Diese Schlussfolgerung untermauerten die Forscher durch eine weitere Feststellung: Besonders die jeweilige Frisur scheint ein wichtiger Faktor für den Effekt zu sein, zeigte sich im Rahmen der Studie. “Wir unterliegen der sozialen Strukturierung von der Minute an, in der wir geboren werden und das offenbar nicht nur wegen des Geschlechts, der Ethnizität und dem sozioökonomischem Status, sondern auch durch die Wahl des Namens, den man uns gibt”, resümiert Co-Autor Ruth Mayo von der Hebräischen Universität von Jerusalem.
Quellen: American Psychological Association, The Hebrew University of Jerusalem, Originalarbeit der Forscher: Journal of Personality and Social Psychology
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