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Mythos oder Realität? Das sagt die Wissenschaft zur Farbwirkung

Gesellschaft|Psychologie

Mythos oder Realität? Das sagt die Wissenschaft zur Farbwirkung
Farbige Schokoostereier in verschiedenen Größen
© stock.adobe.com lisastrachan

Feng Shui, Verpackungsdesign, Marketing – die Lebensbereiche, in denen der Einsatz von Farben genutzt wird, um bei Menschen eine gewisse Reaktion hervorzurufen, könnten kaum unterschiedlicher sein. Dabei handelt es sich längst nicht nur um esoterische Lehren, sondern auch die Wissenschaft weiß mittlerweile um die komplexe Farbwirkung. Es ist deshalb interessant, einmal einen genaueren Blick auf die Erkenntnisse zu werfen, wie Farben in psychologischer Hinsicht wirken und welche Unterschiede es zwischen den Farbtönen gibt. Ein Überblick.

Welche Farbe einem Menschen mehr oder weniger gefällt, ist eine Frage des persönlichen Geschmacks. Deshalb wird die Farbwirkung immer wieder angezweifelt und oftmals werden die Wohnräume, die Kleidung & Co frei nach Belieben farblich gestaltet. Ein Fehler, denn dass gewisse Farben eine bestimmte Wirkung auf das Gehirn haben, ist mittlerweile unbestritten. Deshalb kann und sollte ihre Macht genutzt werden, um bestimmte Ziele zu verfolgen. Das kann bei einem Bewerbungsgespräch der Fall sein, um gewisse Kompetenten auszustrahlen. Aber auch in den Wohnräumen, um sich beispielsweise besser zu entspannen oder zu konzentrieren, ist die Farbwirkung durchaus relevant. Zudem nutzen Unternehmen diese heutzutage, wenn es um ihr Branding und ihr Marketing geht. Denn die richtige Gestaltung von Produkten, Werbeclips & Co sorgt für höhere Umsätze und damit mehr wirtschaftlichen Erfolg. Eine Frage, die ebenfalls zahlreiche Personen beschäftigt, lautet daher: Kann man sich der Farbwirkung entziehen?

So wirken Farben auf das Gehirn und die Psyche

Nein. Das ist die einfache Antwort. Denn die Wirkung von Farben ist unbewusst, sprich sie findet direkt im Gehirn statt und steuert daher zum Beispiel unser Wohlbefinden oder Verhalten, ohne dass wir es merken. Trotzdem kann es helfen, die Farbwirkung zu kennen und dadurch zum Beispiel bei Kaufentscheidungen bewusst auf andere Aspekte wie die Inhaltsstoffe oder den Preis zu achten. Obwohl es also nicht möglich ist, sich der Farbwirkung vollständig zu entziehen, so kann diese zumindest reflektiert und somit ein Stück weit ausgeblendet werden.

Trotzdem wird das Gehirn immer auf eine gewisse Weise reagieren, wenn es eine Farbe sieht, sei es in der Natur, in Wohnräumen, auf Verpackungen oder auf einer Webseite. Das liegt in der Evolution begründet, sprich das „ungefährliche“ Grün wirkt zum Beispiel eher beruhigend, während Warnfarben wie Rot unsere Aufmerksamkeit generieren. Ein Stück weit half das schnelle Wahrnehmen und Einordnen von Farben früher also beim Überleben. Farben wirken daher direkt auf einen der wichtigsten Sinne des Menschen, das Sehen, und können verschiedene Stimmungen hervorrufen. Ein Effekt, den wohl jeder aus eigener Erfahrung kennt, wenn zum Beispiel eine Ampel plötzlich auf Rot schaltet.

Welche Wirkung haben die einzelnen Farben?

Rot gehört zu den Primärfarben, gemeinsam mit Gelb und Blau. Sie können aus keiner anderen Farbe gemischt werden und sind auch in der Natur häufig zu finden. Sie gehören daher auch zu den wirkungsvollsten Farben. Wir bereits erwähnt, ist Rot eine Warnfarbe, sprich sie erregt besonders viel Aufmerksamkeit. Allerdings bedeutet sie für das Gehirn in erster Linie eine Gefahr, aber auch Unruhe, Wut oder Aggressivität. Die Farbe wird gerne mit großen Emotionen verbunden, beispielsweise mit leidenschaftlicher Liebe.

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Blau hat hingegen eine beruhigende Wirkung. Viele Menschen empfinden das bei einem Blick auf das Meer. Gleichzeitig strahlt ein dunkles Blau Seriosität sowie Vertrauenswürdigkeit aus, weshalb es gerne in Bewerbungsgesprächen getragen oder von Versicherungen für das Logo genutzt wird. Weitere Assoziationen mit unterschiedlichen Blautönen sind Urvertrauen und Sehnsucht.

Die letzte Primafärbe, das Gelb, gilt als die Farbe der Sonne und wird daher mit positiven Gefühlen verknüpft. Leichtigkeit, Lebensfreude und die Energie werden durch gelbe Töne angeregt. Dasselbe gilt für die Konzentration. Sogar in der Therapie von Depressionen wird mittlerweile gerne mit Gelb gearbeitet. Aber auch andere als die Primärfarben rufen gewisse Reaktionen des Gehirns hervor:

  • Grün gilt als die Farbe der Hoffnung und wirkt beruhigend. Da es sich um eine der häufigsten Farben in der Natur handelt, wird ihr außerdem eine harmonisierende Wirkung zugesprochen. Grüne Zimmerpflanzen sorgen beispielsweise für einen ausgleichenden und zugleich belebenden Effekt.
  • Lila gilt als spirituelle Farbe und wird gerne zu festlichen Anlässen getragen. In der Therapie wird sie zur Linderung von Schmerzen eingesetzt. Das Violett kann außerdem die Kreativität anregen und zugleich beruhigen, ähnlich wie das Blau.
  • Orange ist erfrischend und belebend. Es wird mit Sommer assoziiert und hellt die Stimmung auf. Seine Farbwirkung lässt sich also mit jener von Gelb vergleichen. Allerdings wird es von einigen Menschen auch als aufdringlich und einengend erlebt – je nachdem, wo und wie stark es eingesetzt wird.

Die Farbwirkung ist also nicht immer positiv, sondern sie wird je nach Ton, Einsatzzweck und weiteren Faktoren unterschiedlich wahrgenommen. Interessant dabei ist, dass sich auch kulturelle Unterschiede erkennen lassen, sprich je nach Kultur wird eine Farbe von den Personen anders assoziiert und kann daher auch andere Reaktionen hervorrufen. Das gilt zumindest auf der bewussten Ebene, sprich ob Rot beispielsweise mit Liebe oder mit Gefahr in Verbindung gebracht wird. Die unbewusste Ebene ist hingegen in jedem Kulturkreis gleich, zum Beispiel die Unterscheidung zwischen warmen und kalten Tönen.

Einsatz von Farben in verschiedenen Lebensbereichen

Wer Farben gezielt einsetzen möchte, beispielsweise im Marketing, muss also verschiedene Aspekte berücksichtigen. Da wäre die allgemeine, sprich die unbewusste Farbwirkung im Gehirn. Da wäre der kulturelle Hintergrund der Zielgruppe. Da wäre der persönliche Geschmack und da wären technische Hürden. Denn je nach Material kann eine Farbe unterschiedlich wirken, vielleicht strahlender oder eher gedeckt. Es ist deshalb wichtig, in der Konzeption die gewünschte Farbe zu definieren und sie daraufhin mit Hilfsmitteln wie der Europäischen Farbskala auf das Endprodukt zu bringen. Dann können Farben einen großen Wiedererkennungswert haben und beispielsweise im Branding von Unternehmen eingesetzt werden. Mittlerweile sind im Marketing, im Branding, im Verpackungsdesign und in vielen weiteren Unternehmensbereichen daher echte Experten für Farben mit einer umfassenden Ausbildung am Werk. Aber auch in anderen Lebensbereichen spielt die Farbwirkung eine wichtige Rolle:

  • Farbtherapie beziehungsweise Farblichttherapie zur Behandlung von psychischen Erkrankungen. Hierbei kommt farbiges Licht zum Einsatz, um beispielsweise in die Entspannung zu finden oder die Stimmung aufzuhellen. Eine spezielle Behandlungsform stellt in diesem Bereich außerdem die Farbakupunktur dar, bei der die klassische Akupunktur mit der Bestrahlung durch farbiges Licht kombiniert wird.
  • Wohnen, zum Beispiel in Form von Wandfarben oder Einrichtungsgegenständen, denn hier können die Farben auf besonders großen Flächen sowie langanhaltend wirken. Mit dieser Sonderform der Farbwirkung beschäftigt sich unter anderem die Feng Shui Lehre. Es ist somit wichtig, sorgfältig zu überlegen, in welcher Farbe ein Zimmer je nach Nutzung gestaltet werden soll. Blaue Wände sind im Schlafzimmer gut geeignet und sollen gegen Schlafstörungen helfen. Im Arbeitszimmer regt hingegen Gelb die Konzentration an oder Violett die Kreativität – je nach beruflicher Tätigkeit.
  • Lebensmittel, denn das Gehirn ist von Natur aus darauf getrimmt, den Farben der Lebensmittel gewisse Eigenschaften zuzuordnen. Fruchtig, süß, bitter, giftig – solche Assoziationen stellt es automatisch her, was allerdings nicht bedeutet, dass sie immer der Wahrheit entsprechen. Dennoch lassen die Farben oft einen Rückschluss auf die Nahrungsmittel zu, zum Beispiel ist grünes Essen oft besonders gesund mit vielen Vitaminen und Ballaststoffen.
  • Kleidung, sprich wie ein Mensch gekleidet ist, wird in einen direkten Zusammenhang mit seiner Persönlichkeit gebracht. Knallige Farben können mehr Aufmerksamkeit erregen, andere strahlen zum Beispiel Seriosität oder Kreativität aus. Diese Farbwirkung zu kennen und in gewissen Situationen wie bei einem Vorstellungsgespräch oder einem Date bewusst einzusetzen, ist daher in einigen Fällen hilfreich.

Damit ist die Liste noch lange nicht zu Ende, denn schlussendlich spielen Farben in jedem Lebensbereich eine wichtige Rolle. Es ist also durchaus spannend, sich einmal intensiv mit der Farbwirkung auseinanderzusetzen, um sie privat sowie beruflich in Zukunft besser einzusetzen – und um sich selbst zugleich vor unbewussten Entscheidungen oder Fehleinschätzungen aufgrund von Farben zu schützen. Zudem bleibt es spannend, welche weiteren Erkenntnisse rund um Farben und ihre Wirkung die Wissenschaft in Zukunft hervorbringen wird.

06.04.2023

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Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

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Mu|sik|ge|schich|te  〈f. 19; unz.〉 (wissenschaftl. Erforschung der) Geschichte der Musik

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