Igitt! Bei Gestank vergeht uns der Appetit ebenso, wie wenn Nahrung verschmutzt ist. Doch ist das eine rein menschliche Reaktion? Zumindest unsere nächsten Verwandten im Tierreich – die Zwergschimpansen (Bonobos) – scheinen sich ebenfalls zu ekeln, legt eine Verhaltensstudie nahe: Im Zusammenhang mit Gestank oder in der Nähe von Schmutz oder Exkrementen meiden sie Nahrung.
Was ist Ekel eigentlich? Ähnlich wie bei der Angst handelt es sich um einen Schutzmechanismus, der uns vor Gefahren bewahren soll. Das abstoßende Gefühl von Ekel wird dabei von Sinneseindrücken ausgelöst, die im Zusammenhang mit Ansteckungs- oder Vergiftungsgefahren auftreten: Der Geruch oder Anblick von Verfaulendem, Schimmel, Exkrementen oder Körperflüssigkeiten stößt uns ab, da sie bei Kontakt oder Verzehr die Gesundheit gefährden können. Inwieweit auch Menschenaffen auf diese Weise reagieren, haben nun die Forscher um Cecile Sarabian von der Universität Kyoto an Bonobos (Pan paniscus) untersucht. Neben den Gemeinen Schimpansen (Pan troglodytes) sind sie die engsten tierischen Verwandten des Menschen.
In einer Reihe von Experimenten haben die Verhaltensforscher jungen und erwachsenen Versuchstieren unterschiedliches Futter unter verschiedenen Bedingungen angeboten. Sie beobachteten die Reaktionen der Affen auf unbekannte Nahrungsmittel oder Futter, das im Zusammenhang mit mit Kot oder Schmutz präsentiert wurde. Außerdem untersuchten die Biologen das Verhalten der Bonobos, wenn es im Bereich des Futterangebots nach Fäkalien oder verrottendem Futter roch.
Ähnliche Reaktionen wie beim menschlichen Ekel
Wie sie berichten, zeichnete sich ein Verhalten ab, das uns Menschen vertraut erscheint: An unbekanntem Futter zeigten die neugierigen Affen durchaus Interesse und probierten es. Was hingegen verschmutzt war, mieden sie und ihre Zurückhaltung war dabei auch an den Abstand des Futters von einer möglichen Kontaminationsquelle geknüpft: Je näher Kot oder Schmutz der Nahrung war, desto eher mieden sie die Tiere. Ähnliches war auch im Zusammenhang mit schlechten Gerüchen zu beobachten: Wenn es im Bereich des Futters “stank”, war das Interesse der Affen deutlich eingeschränkt, berichten die Wissenschaftler. “Diese Ergebnisse entsprechen dem Prinzip von Ekel”, resümiert Sarabian.
Interessanterweise stellten die Verhaltensforscher eine weitere Parallele zum Menschen fest: “Junge Bonobos zeigen vergleichsweise wenig Abneigungsverhalten – ähnlich wie es von menschlichen Kindern bekannt ist”, berichtet Sarabian. Eine Erklärungshypothese dazu lautet: Das verminderte Ekelgefühl hilft, sich harmlosen Erregern auszusetzen, um das Immunsystem zu einem kritischen Zeitpunkt seiner Entwicklung zu trainieren.
In weiteren Untersuchungen wollen Sarabian und ihre Kollegen nun der Frage nachgehen, ob Bonobos ihren Ekel auch durch Laute oder Gesten zum Ausdruck bringen. Dies wäre eine weitere Parallele, in der sich der Ursprung des menschlichen Ekelgefühls widerspiegelt.
Quelle: Universität Kyoto, Philosophical Transactions of the Royal Society B doi: 10.1098/rstb.2017.0195
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