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Inseln fördern die Sprachenvielfalt

Gesellschaft|Psychologie

Inseln fördern die Sprachenvielfalt
Sprachen
Auf Inseln ist die Sprachvielfalt besonders groß. © cienpies/ iStock

Inseln sind nicht nur Hotspots der Artenvielfalt, sie tragen auch entscheidend zur sprachlichen Vielfalt bei. Das zeigt eine Studie, in der ein Forschungsteam eine Datenbank mit Sprachen von über 13.000 bewohnten Inseln erstellt und analysiert hat. Obwohl Inseln weniger als ein Prozent der bewohnten Landmasse ausmachen, werden etwa zehn Prozent der Sprachen fast ausschließlich auf Inseln gesprochen. Aufgrund dieses hohen Anteils spielen Inseln den Forschenden zufolge eine besondere Rolle bei der Erhaltung bedrohter Sprachen.

In der Biologie sind Inseln besonders bedeutsam für die Artenvielfalt. Viele Inseln bieten besondere ökologische Nischen und beherbergen dank ihrer Isolation vom Festland einzigartige Ökosysteme. Nicht umsonst waren es Expeditionen auf die Galapagos-Inseln, die Charles Darwin zu seinen Erkenntnissen über die Entstehung der Arten brachten. Für uns Menschen ist die geografische Isolation von Inseln längst keine Barriere mehr. Dennoch sind viele Inseln der Welt bis heute auch kulturelle Refugien.

13.100 Inseln und ihre Sprachen im Blick

„Wir waren neugierig, warum Inseln einen so großen Teil der weltweiten Sprachenvielfalt beherbergen“, sagt Lindell Bromham von der Australian National University in Canberra. Um dieser Frage nachzugehen, erstellte sie gemeinsam mit einem Team eine Datenbank mit 1.197 Sprachen, die auf 13.100 bewohnten Inseln der Welt gesprochen werden. Als Insel zählten die Forschenden Landmassen mit einer Fläche von bis zu 11.000 Quadratkilometern. Das entspricht ungefähr der Fläche Jamaikas.

„Als wir die globale Datenbank analysierten, stellten wir fest, dass Inseln bei der Entstehung der Sprachenvielfalt eine ähnliche Rolle spielen wie bei der Artenvielfalt“, berichtet Bromham. „Unsere Ergebnisse liefern den quantitativen Nachweis, dass auf Inseln ein wesentlich größerer Anteil der Sprachen der Welt beheimatet ist, als aufgrund der Landfläche zu erwarten wäre.“ Während die Fläche der einbezogenen Inseln nur 0,71 Prozent der bewohnten Landmasse ausmacht, kommen 17 Prozent der weltweit gesprochenen Sprachen auf Inseln vor.

Endemische Sprachen

Nicht alle dieser Sprachen kommen exklusiv auf Inseln vor. „Viele Sprachen, die auf Inseln gesprochen werden, sind praktisch Erweiterungen des Sprachgebiets auf dem Festland“, erklären die Forschenden. „So wird beispielsweise Schwedisch auf vier Prozent der bewohnten Inseln der Welt gesprochen, aber die meisten Menschen, die Schwedisch sprechen, leben auf dem europäischen Festland.“ Etwa zehn Prozent der Sprachen sind jedoch auf Inseln endemisch, das heißt sie werden fast ausschließlich auf Inseln gesprochen.

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Weitere Analysen enthüllten, dass diese Inselsprachen andere Evolutionsmuster aufweisen als Sprachen, die üblicherweise auf dem Festland gesprochen werden. „Sprachen, die überwiegend auf Inseln gesprochen werden, haben deutlich weniger Phoneme, die grundlegenden Lauteinheiten, aus denen Wörter gebildet werden“, sagt Bromham. Der Grund dafür könnte darin liegen, dass in kleinen Populationen von Sprechenden nach und nach Phoneme verloren gehen. Auch die Isolation von Nachbarsprachen sowie weitere Prozesse könnten den Forschenden zufolge eine Rolle spielen.

Erhaltung der Sprachenvielfalt

Zusätzlich analysierte das Team, welche Faktoren die Sprachenvielfalt auf Inseln begünstigen. Demnach steigt die Anzahl der endemischen Sprachen mit der Größe der Insel sowie mit der Entfernung zum Festland. „Aber im Gegensatz zur biologischen Vielfalt ist die Isolation kein konsistenter Prädiktor für den Sprachenreichtum“, schreiben die Forschenden. „Je isolierter eine Insel jedoch ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie endemische Sprachen beherbergt.“ Als weitere Einflussfaktoren identifizierten Bromham und ihr Team das Klima und die Topografie von Inseln, wobei mehr Sprachen auf Inseln mit tropischem Klima und größerer Höhenlage vorkommen.

Da viele Sprachen der Welt heute vom Aussterben bedroht sind, untersuchte das Team auch, wie gefährdet die Inselsprachen sind. „Unsere Analyse zeigt, dass endemische Sprachen auf Inseln nicht wesentlich stärker gefährdet sind als ihre Pendants auf dem Festland“, sagt Bromham. „Aber weil Inseln einen so unverhältnismäßig großen Anteil an der weltweiten Sprachenvielfalt haben, werden sie eine entscheidende Rolle bei der Erhaltung der sprachlichen Vielfalt spielen. Inseln sind nicht nur Wiegen der sprachlichen Vielfalt, sondern auch Archen, die die Sprachenvielfalt in die Zukunft tragen.“

Quelle: Lindell Bromham (Australian National University, Canberra) et al., Nature Ecology & Evolution, doi: 10.1038/s41559-024-02488-4

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