Heutzutage arbeiten immer mehr Menschen zumindest teilweise im Homeoffice. Jetzt bestätigt eine Studie erneut die Vorteile dieser hybriden Arbeitsweise. Demnach sind Berufstätige, die zeitweise von zu Hause arbeiten können, zufriedener mit ihrem Job und kündigen seltener. Das spart den Firmen hohe Kosten für die Personalsuche. Die Mitarbeiter erbringen im Homeoffice außerdem die gleiche Leistung wie im Büro, wie die Wissenschaftler am Beispiel eines großen Reiseunternehmens ermittelt haben. Das hybride Arbeitsmodell birgt demnach Vorteile für die Angestellten und die Arbeitgeber, wie auch die Manager des Testunternehmens feststellten.
Im Zuge der Corona-Pandemie hat sich die Arbeitswelt verändert. Wegen der Infektionsgefahr arbeiteten damals deutlich mehr Menschen im Homeoffice als zuvor. Nach Ende der Pandemie sind viele Berufstätige bei diesem Modell geblieben und arbeiten seither komplett von zu Hause. Das birgt Freiheiten und Flexibilität, aber manchmal auch Nachteile, wie verschiedene Studien nahelegen. Doch gilt das auch für Menschen, die nur zeitweise von zu Hause arbeiten? Weltweit arbeiten inzwischen 70 Prozent der Angestellten mit Homeoffice-Option in einem hybriden Arbeitsmodell, bei dem sie abwechselnd im Büro und im Homeoffice sitzen. Die meisten von ihnen sind in Jobs tätig, die Kreativität und Zusammenarbeit erfordern. Sie stellen damit einen deutlich größeren Anteil auf dem Personalmarkt dar als Angestellte, deren Tätigkeit sich komplett unabhängig und von zu Hause erledigen lässt.
Wie wirkt sich Homeoffice auf die Mitarbeiter und ihre Leistung aus?
Ein Forschungsteam um Nicholas Bloom von der Stanford University hat daher nun untersucht, ob das hybride Arbeitsmodell die Leistung und Zufriedenheit der Angestellten beeinflusst. Dafür befragten sie über sechs Monate hinweg insgesamt 1612 Mitarbeiter des chinesischen Reiseunternehmens Trip.com. Die Angestellten hatten einen Hochschulabschluss und waren als Software-Entwickler, im Marketing, der Buchhaltung, als Finanzexperten oder Manager in der Schanghaier Niederlassung der Firma tätig. Für die Dauer der Studie wurden sie zufällig in zwei Gruppen eingeteilt. Die eine Hälfte arbeitete zwei Tage pro Woche im Homeoffice, die andere ausschließlich im Büro.
Das Experiment ergab, dass die Mitarbeiter mit dem hybriden Arbeitsmodell zufriedener mit ihrem Job waren und deutlich seltener kündigten als die Kollegen, die diese Freiheit nicht hatten. Insbesondere weibliche Mitarbeiter, Angestellte ohne Managementfunktion und solche mit weiten Pendelstrecken profizierten von der Möglichkeit, zweitweise von zu Hause zu arbeiten, wie Bloom und seine Kollegen feststellten. Manager, die zuvor Sorge hatten, im Homeoffice könnte die Produktivität ihrer Mitarbeiter leiden, revidierten ihre Meinung nach dem Experiment. Das belegen auch Auswertungen von Mitarbeitergesprächen und Leistungsbewertungen, wie die Forschenden berichten. Selbst zwei Jahre nach Beginn des Experiments stellten sie keinen Unterschied in der erbrachten Leistung der Angestellten fest. Die Mitarbeiter mit Homeoffice-Option waren demnach ebenso produktiv und zeigten denselben Einsatz für die Firma wie ihre Kollegen im Büro. Sie wurden auch gleich häufig befördert.
Was folgt aus der Erkenntnis?
„Die Ergebnisse sind eindeutig: Hybrides Arbeiten ist eine Win-Win-Win-Situation für die Produktivität, Leistung und Bindung der Mitarbeiter“, sagt Bloom. „Wenn Sie die Mitarbeiter zwei oder drei Tage pro Woche von zu Hause aus arbeiten lassen, erhalten Sie immer noch das gewünschte Maß an Mentoring, Kulturaufbau und Innovation.“ Das hybride Arbeitsmodell birgt demnach Vorteile für die Angestellten und den Arbeitgeber. „Aus wirtschaftspolitischer Sicht ist hybride Arbeit einer der wenigen Fälle, in denen es keine großen Kompromisse mit klaren Gewinnern und klaren Verlierern gibt. Es gibt fast nur Gewinner“, betont Bloom.
Die Firma Trip.com hat infolge der positiven Ergebnisse des Experiments ihr hybrides Arbeitsmodell auf alle Mitarbeiter ausgeweitet. Interne Berechnungen hatten ergeben, dass das Unternehmen dadurch Millionen Dollar für die Personalsuche und -ausbildung spart, weil weniger Mitarbeiter die Firma verlassen. Andere chinesische Unternehmen folgten daraufhin diesem Beispiel und führten ähnliche Arbeitsmodelle ein. Nach Ansicht der Forschenden lassen sich die Ergebnisse auf vergleichbare Arbeitsfelder übertragen, in denen die Angestellten acht Stunden pro Tag in Büros arbeiten.
Quelle: Nicholas Bloom (Stanford University) et al., Nature, doi: 10.1038/s41586-024-07500-2