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Hilft Zappen durch Online-Videos gegen Langeweile?

Gesellschaft|Psychologie

Hilft Zappen durch Online-Videos gegen Langeweile?
Teenager mit Handy
Online-Videos durchzuscrollen soll gegen Langeweile helfen – aber tut es das auch? © Pheelings Media/ iStock

Langeweile ist für die meisten von uns ein unangenehmes Gefühl. Um sie zu vermeiden, sorgen viele Menschen mit Hilfe digitaler Medien für zusätzliche Stimulation. Doch das kann kontraproduktiv sein, zeigt nun eine Studie. Wer in kurzen Abständen von einem Online-Video zum nächsten wechselt, langweilt sich demnach eher mehr als weniger. Denn das ständige Umschalten lässt die einzelnen Videos bedeutungslos erscheinen. Sinnvoller kann es sein, länger bei einem Inhalt zu bleiben, empfehlen die Forschenden.

Wer sich langweilt, empfindet oft eine unangenehme innere Leere oder Unruhe. Dieses Gefühl ist für viele so unangenehm, dass sie sich große Mühe geben, der Langeweile zu entkommen – selbst, wenn sie sich selbst oder anderen dadurch schaden. So haben frühere Studien gezeigt, dass sich Testpersonen aus Langeweile sogar selbst Elektroschocks verpassen. In Alltagssituationen bietet das Smartphone daher eine willkommene – und deutlich harmlosere – Ablenkung. So vertreiben sich viele Menschen die Zeit mit kurzen Videos auf YouTube, TikTok, Facebook oder anderen Online-Medienplattformen.

Mehr statt weniger Langeweile

„Eine gängige Art, diese Videos anzuschauen, besteht darin, zwischen den Videos hin- und herzuschalten und schnell vorzuspulen“, erklären Katy Tam von der University of Toronto in Kanada und ihre Kollegen. „Wir haben die Hypothese aufgestellt, dass Menschen auf diese Weise Medien konsumieren, um Langeweile zu vermeiden – aber dass dieses Verhalten paradoxerweise die Langeweile verstärkt.“ Ob diese Vermutung zutrifft, haben die Forschenden in sieben Experimenten mit insgesamt über 1200 Teilnehmenden untersucht. Dabei konnten die Testpersonen selbstbestimmt zwischen Videos zappen, innerhalb der Videos springen oder sollten sich die Filme jeweils komplett ansehen. Außerdem wurden sie nach dem Grad ihrer Langeweile und weiteren Parametern befragt.

Das Ergebnis: „Wir fanden eine kausale Beziehung zwischen Langeweile und digitalem Umschalten“, berichtet das Team. „Wenn die Teilnehmer gelangweilt waren, schalteten sie um, und sie glaubten, dass das Umschalten ihnen helfen würde, Langeweile zu vermeiden. Das Springen zwischen Videos und innerhalb eines Videos führte jedoch nicht zu weniger Langeweile, sondern zu mehr Langeweile.“ Den Ursachen für diesen paradoxen Effekt kamen die Forschenden durch Befragungen der Testpersonen auf die Spur.

Lieber in einen Inhalt eintauchen

Die Teilnehmenden empfanden demnach Videos, von denen sie sich nur kurze Abschnitte ansahen und dann weitersprangen, als bedeutungslos, waren während des Ansehens weniger aufmerksam und fühlten sich weniger zufrieden. Das galt auch, wenn sie die Möglichkeit hatten, sich selbst Videos nach ihrem Interesse auf YouTube auszusuchen. Anders sah es dagegen aus, wenn die Forschenden den Testpersonen keine Möglichkeit gaben, zwischen verschiedenen Videos oder innerhalb eines Videos hin- und herzuspringen, sondern sie aufforderten, ein einziges, zehnminütiges Video von Anfang bis Ende zu schauen. In diesem Fall bewerteten die Teilnehmenden das Erlebnis als befriedigender, ansprechender und sinnvoller und fühlten sich weniger gelangweilt.

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„Insgesamt deuten unsere Ergebnisse darauf hin, dass der Versuch, Langeweile durch digitales Umschalten zu vermeiden, diese manchmal ungewollt verschlimmern kann“, folgert das Forschungsteam. „Beim Anschauen von Videos ist es wahrscheinlich angenehmer, in die Videos einzutauchen, statt durch sie hindurch zu zappen.“ Inwieweit kurze Aufmerksamkeitsspannen zu einem Anstieg der Langeweile oder des digitalen Wechsels beitragen, hat die Studie nicht untersucht. Unklar ist zudem, ob sich die Ergebnisse je nach Alter oder Erfahrung mit digitalen Medien unterscheiden. An den Experimenten der Studie nahmen vor allem kanadische College-Studierende teil.

Quelle: Katy Tam (University of Toronto, Kanada) et al., Journal of Experimental Psychology, doi: 10.1037/xge0001639

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